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Jubel an diesem Tage Unter den Linden und heute – man möchte heute rufen: „Kreuzige ihn!“ –, wo man damals Hosianna rief. Unter diesen Umständen eine Uniform tragen, geht einfach nicht, nachdem ich durch Schuld jenes Mannes in aller Leute Mund gekommen bin. Das ist das Motiv, weshalb ich den Rock ausgezogen habe, und ich bin Sr. Majestät dankbar, daß er mir dazu verholfen hat, meine Ehre reinzuwaschen. – Ich betone es nochmals, niemals hat die Freundschaft zwischen mir und dem Fürsten Eulenburg einen erotischen Zug gehabt. Ich erkläre ferner hier nochmals: wenn ich vor Gericht eidlich als Zeuge vernommen worden wäre, so hätte ich unter meinem Zeugeneide ausgesagt: „Ich habe nicht gewußt, daß seitens des Grafen Hohenau oder der anderen Herren irgend eine homosexuelle Veranlagung vorliegt.“ – Ich habe 42 Jahre des Königs Rock mit Stolz getragen, und niemand hat daran zu tasten gewagt und mir auch nur das geringste nachsagen können; dieser Mann, der dort sitzt (mit der Hand auf Harden weisend), dieser Mann hat es gewagt, und es ist ihm geglückt, mich in meiner Ehre zu kränken. Im In- und Auslande ist mein Name in aller Munde. Ich habe das feste Vertrauen zu einem preußischen Gerichtshof, daß er meine Ehre zu wahren wissen wird, und lege alles vertrauensvoll in Ihre Hände! (Vereinzelte Bravorufe im Zuhörerraum.) – Verteidiger Justizrat Bernstein führte nochmals aus: Wenn man anerkennt, daß sich Dinge ereignet haben, die uns in allen Augen herabsetzen, dann kann man doch nicht denjenigen bestrafen, der diese schmählichen Mißstände beseitigen will. Diese Mißstände sind doch da und existieren, und man muß dankbar sein, daß jemand die Eiterbeule aufzustechen wagte. Und wenn der Kläger noch zehnmal beweglicher spricht: er hat Dinge behauptet, die nicht wahr sind und deren Unwahrheit er kannte! Wenn das irgendwie bezweifelt wird, dann bitte ich, in die Beweisaufnahme nochmals einzutreten und den Frhrn. Alfred v. Berger als Zeugen