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zur Verfügung gestellt hat. Wenn mein Mandant auch vielleicht weich und feinfühlend ist, so spricht dies doch noch nicht für homosexuelle Eigenschaften. Also: es fehlen alle Unterlagen, aber auch die ganze Beweisführung Dr. Hirschfelds ist nicht schlüssig. Die Freundschaft zwischen Moltke und Eulenburg ist eine durchaus reine und ideale. Er ist mit ihm durch gleiche musikalische und schöngeistige Bande verbunden, er hat mit ihm in München schöne glückliche Stunden verlebt, und wenn er ihn „treue liebe Seele“ nennt, so soll das homsexuell sein? Der eine sagt: „alter Esel“ oder „alter Dachs“, Graf Moltke sagt „liebe Seele“. Nichts ist von erotischer Betonung erwiesen, nichts ist erbracht, was sich nicht vertrüge mit voller Manneskraft. Wenn jemand so dargestellt wird als weibisch und es sich noch um einen Offizier, um den Kommandanten von Berlin handelt, dann ist das beleidigend. Wir kranken jetzt daran, daß die Intellektuellen sich immer weniger am öffentlichen politischen Leben beteiligen. Das liegt daran, daß nicht jeder Lust hat, sich nach Belieben eines jeden beliebigen Dritten an den Pranger stellen zu lassen. Aber die Intellektuellen haben die Pflicht, daß sie im politischen Kampfe immer anständig bleiben und kommentmäßig sind! Ich erkläre, daß die Waffen des Herrn Harden unkommentmäßig waren, die verboten werden müßten auf der Haager Konferenz! – Was Herr Harden geschrieben hat, ist geeignet, das ganze Lebensglück eines Menschen zu zerstören. Mein Mandant hat eine Harmonie in sich, die tiefer wurzelt als äußerliche Ehren und vielleicht die Generalsstreifen. Wenn auch Herr Harden dem Grafen Moltke weibische Schwäche vorwirft, so kann ich nur sagen, ein Mann, der vor Sedan und Paris im blutigen Kampf gestanden hat, der an der Loire sich eine Schußverletzung und das Eiserne Kreuz geholt hat, ein solcher Mann wird es schon zu überwinden wissen, wenn Herr Harden sagt, er sei kein ganzer Mann. Ich gebe jetzt einem preußischen Gerichtshof die Ehre meines Mandanten in die Hand.