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unter Offizieren davon gesprochen. Wer mir es im speziellen gesagt hat, weiß ich nicht mehr. Es wurde im allgemeinen angenommen. – Justizrat Bernstein: Ich stelle nur fest, daß im allgemeinen davon gesprochen wurde. Das genügt mir. – Justizrat Dr. v. Gordon: Wurde denn mehr davon gesprochen, wie in den Zeitungen stand? – Zeuge: Jawohl! – Justizrat Bernstein: Es hieß also, Fürst Eulenburg sei aus seiner Stellung entlassen worden, weil er sich homosexuelle Dinge habe zuschulden kommen lassen? – Zeuge: Jawohl! – Justizrat Bernstein: Sind diese Mitteillungen auch geglaubt worden? – Zeuge: Jawohl, die sind auch allgemein geglaubt worden. – Justizrat Bernstein: Ist dem Zeugen amtlich bekannt geworden, weshalb sich der Herr Kläger nicht mehr in seiner Stellung als Stadtkommandant befindet? – Zeuge: Was ich amtlich erfahren habe, darf ich natürlich hier nicht aussagen. Meine Kenntnis über diesen Punkt rührt aus den Akten her, die mir als Bureauchef zugängig waren. – Justizrat Bernstein: Ich muß noch einmal auf das Thema Eulenburg zurückkommen. Ist der Herr Zeuge der Ansicht, daß von den Gerüchten über die homosexuellen Dinge dem Grafen Moltke nicht das geringste bekannt geworden sein mag und zwar bevor in den Zeitungen bzw. der „Zukunft“ etwas davon verlautbar wurde? Haben Sie nicht die Ansicht, daß auch Graf Moltke etwas oder bei seinem nahen Freundschaftsverhältnis zu dem Fürsten alles erfahren haben wird? – Zeuge: Jawohl, ich glaube, daß Exzellenz Moltke alles erfahren haben wird. – Justizrat Bernstein: Haben Sie außeramtlich etwas über die Gründe erfahren, weshalb der Herr Kläger nicht mehr Stadtkommandant ist? – Zeuge: Jawohl, es ist dasselbe wie bei dem Fürsten Eulenburg. Er wurde homosexueller Dinge beschuldigt, die auch in die Öffentlichkeit gedrungen waren. – Harden: Ist es richtig, daß ausschließlich militärtechnische Gründe, wie sie bei jeder Verabschiedung vorkommen, dazu geführt haben, daß Graf Moltke nicht mehr Stadtkommandant