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falsches Bild der realen Verhältnisse geben. – Dr. Hirschfeld bemerkte hierzu, daß die Charaktere der Homosexuellen sehr verschieden seien. – Auf eine bezügliche Frage des Justizrats Dr. v. Gordon setzte der Sachverständige Dr. Hirschfeld auseinander, daß er allerdings Michelangelo als Homosexuellen in Anspruch nehmen müsse. Was Friedrich den Großen betrifft, so sei das eine viel erörterte Frage. Es werde vielfach angenommen, daß bei Friedrich II. ein sehr starker homosexueller Einschlag vorhanden war. Der Sachverständige setzte des längeren auseinander, weshalb auch er dieser Meinung sei. Durch Friedrichs des Großen ganzes Leben zog sich eine Kette der ausgesprochensten innigsten Männerfreundschaft. – Graf Moltke: Ich muß noch einmal aufs entschiedenste wiederholen, daß ein solcher Kreis, wie er in der „Zukunft“ angedeutet ist, nicht existiert. Ich bestreite dies nachdrücklichst! Wenn ein solcher Kreis existierte, so müßte doch nachzuweisen sein, daß dieser Monsieur Lecomte einmal an der Tafel des Kaisers Platz genommen hätte, was nicht der Fall ist. – Verteidiger Justizrat Bernstein: Herr Harden hat niemals von der Tafel des Kaisers gesprochen. – Justizrat Dr. v. Gordon: O bitte, es steht doch in den Artikeln von der Tafelrunde. – Harden: Es ist nur von der Tafelrunde des Fürsten Eulenburg die Rede. – Justizrat Dr. v. Gordon hielt es für durchaus notwendig, nun auch den zweiten Sachverständigen, Dr. Merzbach, zu hören. – Hierauf wurde der Sachverständige Dr. med. Georg Merzbach (Berlin) vernommen. – Vors.: Sind Sie nach dem, was Sie gehört haben, vorausgesetzt, daß die Bekundungen der Frau v. Elbe richtig sind, der Meinung, daß der Privatkläger homosexuell veranlagt ist? – Sachverständiger Dr. Merzbach: Nein. Der hohe Gerichtshof hat das außerordentlich klare Gutachten meines Mitarbeiters gehört, doch glaube ich, daß ich zu einem anderen Ergebnis kommen muß. In den inkriminierten Artikeln ist von Herrn Harden dem Privatkläger das Vorhandensein