Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 3 (1911).djvu/200

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Gordon: Ich wiederhole die gestern schon beantragte Vorladung derjenigen Personen als Zeugen, die über die ganze Gesinnung des Privatklägers über Damen im allgemeinen und über die Ehe aussagen können. Ich beantrage die Verlesung eines Briefes der Frau von Elbe aus der Zeit der Trennung von ihrem Ehemanne, in welchem sie in der liebevollsten Weise von dem Gatten spricht. Es wird bestritten, daß der Privatkläger die häßlichen Worte über Frauen und die Ehe gesprochen hat; er hat sich nur dahin ausgedrückt, daß die Ehe ohne sittliche Unterlage eine Cochonnerie sei. Mein allerwichtigster Antrag geht auf Vernehmung der Grafen v. Lynar und Hohenau als Zeugen darüber, daß der Privatkläger in keiner Weise bei den Vorgängen beteiligt ist, von denen der Zeuge Bollhardt spricht. (Mit erhobener Stimme): Wir wollen absoluteste Klarheit! Wir wollen, daß die befleckte Ehre des Privatklägers in jeder Beziehung wieder hergestellt wird und wir werden nicht eher ruhen, als bis kein Tipfelchen von Verdacht auf ihm ruht. Darum kann der Prozeß unter keinen Umständen zu Ende gehen, ohne daß diese beide Herren vernommen werden. Sie selbst könnten ja event. bezüglich ihrer eigenen Person die Aussage verweigern, aber nicht bezüglich des Privatklägers und sie werden als Ehrenmänner diese Aussage nicht verweigern. Ich habe gestern auch event. auf das Zeugnis Sr. Majestät des Kaisers hingewiesen. Mein Mandant hat dringend ersucht, die Person des allerhöchsten Herrn aus diesem Prozeß herauszulassen. Er ist der Ansicht, daß, wenn er als General vor aller Welt und vor seinem Kaiser erklärt, es sei nicht wahr, daß er Einfluß auf die Politik ausüben wollte, dies genügt. – Graf v. Moltke: Ich werde unter keinen Umständen dazu beitragen, daß die Person des allerhöchsten Herrn hier in die Debatte hineingezogen wird. Das widerspräche meinem eigenen Gefühl und aller Tradition. – Harden: Der Antrag, der bezüglich Sr. Majestät gestellt war, ging auf das Gegenteil dessen hinaus, was von uns behauptet