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Hohenau und den Grafen Lynar als Zeugen zu laden, die bekunden werden, daß Fürst Eulenburg, den der Zeuge vor 10 Jahren im Dämmerlicht gesehen haben und nun noch nach dem Bilde erkennen will, nicht bei den Zusammenkünften beim Grafen Lynar war. – Der Zeuge Bollhardt blieb nach langen Kreuz- und Querfragen dabei, daß er nach dem Bilde, das ihm Herr Harden vorgelegt hat, den Fürsten Eulenburg erkennen zu können geglaubt habe. Er habe sich seinerzeit infolge der Zeitungsartikel selbst an Herrn Harden gewandt und ihm mitgeteilt, daß er in der Lage sei, ihm über die in der Villa des Grafen Lynar abgehaltenen Zusammenkünfte interessante Mitteilungen zu machen. Darauf sei er zu Herrn Harden beschieden worden und habe ihm diese Angaben gemacht. Herr Harden sei anfänglich mißtrauisch gegen ihn gewesen. – Graf v. Moltke: Ich habe von diesen traurigen Affären absolut nichts gewußt. – Harden: Herr Zeuge Bollhardt! Sie sagen also, daß der dem Generaladjutanten Grafen Kuno v. Moltke innig befreundete und verwandte Graf Wilhelm Hohenau widernatürliche Unzucht getrieben hat? – Zeuge: Ja! – Der nächste Zeuge, ein Wachtmeister vom Regiment Garde du Corps, erklärte, daß er nur dienstlich in der Villa des Grafen Lynar gewesen sei. Im Oktober v. J. habe sich der Bursche des Grafen Lynar bei dem Zeugen gemeldet mit der Bitte, abgelöst zu werden, da der Graf Lynar „zu liebenswürdig“ gegen ihn sei. Er habe diese Sache dienstlich weiter gegeben. „Richtig ist es, daß gerüchtweise behauptet wurde, Graf Lynar und andere Personen treiben mit Männern widernatürlichen Umgang. Dies wurde auch vom Grafen Hohenau erzählt, aber von dem Privatkläger ist so etwas nicht gesagt worden. – Hierauf erschien der als Zeuge vorgeladene Richard von Krause, ein 29jähriger Mann, der 1898 bis 1902 in Potsdam gedient hat. In seiner Gegenwart, so bekundete er, sei niemals darüber gesprochen worden, daß in der Villa des Grafen Lynar oder sonstwo von Offizieren widernatürlicher Verkehr mit Männern stattgefunden