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Prinzessin Solms, eine Schwester der jetzigen Großherzogin von Hessen-Darmstadt zur Frau. Im November 1906 erschienen in der von dem bekannten Schriftsteller Maximilian Harden herausgegebenen „Zukunft“ dunkle Andeutungen, die etwa besagten: Der Kaiser werde von einem Kreise von Personen umgeben, die einen ungünstigen Einfluß auf ihn ausüben, weil sie in psychosexueller Beziehung von der Norm abweichen. Dieser Freundeskreis werde die

Liebenberger Tafelrunde

genannt, zu der die erwähnten Herren gehören. Die Artikel wurden in mehreren Nummern der „Zukunft“ fortgesetzt. Eines Tages unterhielten sich in Potsdam zwei Offiziere des Gardekorps auf offener Straße ziemlich laut über diese Artikel der „Zukunft“. Der Kronprinz, der sich in der Nähe befand und einen Teil des Gesprächs angehört hatte, ersuchte die Offiziere um nähere Mitteilungen. Am folgenden Tage ersuchte der Kronprinz den Chef des Militärkabinetts und Generaladjutanten des Kaisers, Generalleutnant von Hülsen-Häseler, dem Kaiser über die Angelegenheit Vortrag zu halten. Graf Hülsen-Häseler lehnte aber ab. Aus diesem Anlaß machte der Kronprinz dem Herrn Papa von der Unterhaltung der beiden Potsdamer Offiziere selbst Mitteilung. Daraufhin befahl der Kaiser dem Chef des Militärkabinetts Grafen Hülsen-Häseler und dem damaligen Minister des Innern Dr. v. Bethmann-Hollweg, ihm Vortrag über diese Dinge zu halten. Letzterer erbat sich eine Frist, um sich noch näher zu informieren. Der Minister berief sogleich den damaligen Berliner Polizeipräsidenten von Borries, der sich zur Kur in Kissingen aufhielt, telegraphisch nach Berlin, damit dieser die Untersuchung in die Wege leite und unternahm eines Abends einen Informations-Spaziergang durch den Berliner Tiergarten. Es nahte sich sehr bald ein elegant gekleideter, hübscher junger Mann von weltstädtischen Manieren, der den Versuch unternahm, den ihm unbekannten preußischen Polizeiminister in seine Netze zu locken. Der Minister,