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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3

oder unwahr? Darauf hat die Frau die Augen niedergeschlagen und geantwortet: Unwahr. Bei dieser Vernehmung war noch ein Polizeibeamter zugegen, wer es war, weiß ich aber augenblicklich nicht. – Schneidermeister Beyer: Ich habe einmal im Meyerschen Laden ein sehr lebhaftes Gespräch mit angehört. Dabei hörte ich den Namen Ernst Winter von Jenny Meyer nennen. Vors.: In welchem Zusammenhang geschah das? – Zeuge: Das weiß ich nicht. Vors.: Sie erklärten früher, Fräulein Meyer hätte gesagt: Was willst du von Winter? – Zeuge: Ja, das war später. – Vors.: Was sagte der Vater darauf? – Zeuge: Das weiß ich nicht. – Vors.: Am 7. Juni haben Sie gesagt, er hätte geantwortet: Was kümmert es dich, wir ziehen nach Berlin, schweig doch still. – Zeuge: Das war später. Ich fragte, was das für ein Winter wäre, und darauf sagte Meyer, daß er ein Gymnasiast sei. Auf meine Frage, ob er aus Baldenburg sei, sagte Meyer: „Nein, aus Prechlau.“ Der Vorsitzende hielt dem Zeugen vor, daß er früher die obige Äußerung Meyers gleich in den Anfang des Gespräches verlegt habe. – Waschfrau Schiller: Alex Prinz, der allgemein der „dumme Alex“ genannt werde, habe ihr erzählt: die drei Kantoren, Hamburger aus Schlochau, Heymann (Konitz) und der Elbinger Kantor haben zusammen Ernst Winter geschlachtet. Der Mord sei bei Lewy im Keller geschehen. Geld habe Winter nicht gehabt, aber Blut, das bringe hunderttausend Taler ein. Das Blut wird verpackt und an Rothschild geschickt, da bekommen alle Juden der ganzen Welt etwas davon ab. Christenblut in die Mazzes getan, bringt großes Glück. Als der Kopf des Winter gefunden wurde, sagte Alex Prinz: Den hat Israelski weggetragen, der wird aber nichts verraten und wenn er zehn Jahre im Gefängnis sitzen müßte. – Auf Befragen des Vorsitzenden bemerkte die Zeugin: Sie halte Alex Prinz für ganz vernünftig, er habe sich zum Wasserholen sehr geschickt angestellt. Alex habe ihr einmal einen Zettel gezeigt,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_3_(1911).djvu/110&oldid=- (Version vom 8.2.2023)