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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Bart und Perücke angetan nach Baden-Baden zu reisen? – Angekl.: Ich verweigere darüber die Antwort. – Vors. (mit erhobener Stimme): Wenn Sie sich unschuldig fühlen, können Sie uns alsdann sagen, wer Ihre Schwiegermutter erschossen hat? – Angekl.: Das weiß ich nicht. – Vors.: Was hat Sie veranlaßt, Ihre Schwiegermutter unter falscher Angabe ans Telephon zu rufen und nach geschehener Tat fluchtartig Baden-Baden zu verlassen? – Angekl.: Ich habe Baden-Baden nicht fluchtartig verlassen. – Vors.: Das wird von einer Reihe von Zeugen bekundet werden. Was hat Sie außerdem veranlaßt, nach geschehener Tat Bart und Perücke von sich zu werfen. – Angekl.: Darüber verweigere ich die Antwort. – Vors.: Wollen Sie etwa behaupten, Sie wären wegen Ihrer Beziehungen zu Ihrer Schwägerin Olga oder anderer in der vermummten Form nach Baden-Baden gekommen? – Angekl.: Ich verweigere auf alle diese Fragen die Antwort. – Vors.: Sind Sie denn immer im Besitz Ihrer geistigen Kräfte gewesen? – Angekl.: Jawohl, vollständig. – Vors.: Ihr Verteidiger hat das bezweifelt. – Angekl.: Mein Herr Verteidiger hat überhaupt ein anderes Verteidigungssystem beobachtet als ich. – Vors.: Ihr Verteidigungssystem beschränkt sich darauf, auf die wichtigsten Fragen die Antwort zu verweigern. Man kann ein solches Verteidigungssystem unklug, vielleicht aber auch als raffiniert bezeichnen. Sie werden jedenfalls zugeben, daß Ihr ganzes Vorgehen, die gefälschten Depeschen, Ihre Wiederabreise nach dem Kontinent, Ihre Vermummung, Ihre Reise nach Frankfurt a. M., nach Baden-Baden, Ihre fluchtartige Abreise von Baden-Baden, der Umstand, daß Sie nur noch wenig Geld hatten und alle Ihre Geschäfte nicht zustande gekommen waren, doch ungemein verdächtig ist. – Angekl.: Ich hatte noch viel Geld zu erwarten. – Vors.: Klammern Sie sich nicht an Nebensächlichkeiten. Ihre Frau hat im übrigen einen Brief hinterlassen, in dem sie der Vermutung Ausdruck gibt, daß Sie zeitweise geistesgestört seien. Aus dem von Ihrer Frau entworfenen Testament, in dem sie u. a.

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)