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Stillleben, das finden Sie nicht in seiner Dichtung; in die Wunder tropischer Natur, in den Haushalt wilder, fremder Thiere, in den Kampf wilder, fremder Völker führt er uns hinein, und da ergibt es sich, daß in der Politik nicht der ruhige Blick sich zeigt, sondern daß sein Geist erwacht, und zwar entfesselt! Was Wunder, daß, nachdem er in seine Heimath zurückgekehrt, und seine Verhältnisse sich umgewandelt, er das sagt, was seiner Ueberzeugung am meisten entspricht. Es kann sein, wie er gesagt, daß ihm der Pegasus durchgegangen. Er tritt stolz vor Sie hin, es ist die mystische Gewalt seiner Muse, welche stärker ist, als er. Sie müssen die dichterische Qualität fern halten von der des Menschen. Das Formgewinnen in der Poesie ist das was alle Völker heilig halten. Wir können den Promotheus [WS:Prometheus] an den Felsen schmieden, aber das Feuer, das er vom Himmel geholt, ist unauslöschbar. Das Gedicht gibt nur die poetische Gestaltung seines Gedankens. – Warum wollen Sie strafen? der Dichter ist der Freund des Volkes; Sie wollen doch nicht das Volk beleidigen und kränken. Das Volk soll verletzt sein, da es zum Bürgerkriege aufgefordert; das Volk klagt ihn aber nicht an. Das sagen Ihnen die Organe des Volkes, daß das Volk seine Verurtheilung nicht will. Sie, m. H., sind betraut mit der Macht, zu entscheiden über Leben, Tod und Ehre. Legen Sie die Hand aufs Herz. Mein Antrag geht auf Freispruch.

 Weiler II. Wenn ich annehmen darf, daß die Freisprechung Freiligrath’s nach dem beredten Vortrage meines Collegen Hrn. Meyer erfolgt, so erlaube ich mir doch noch über den zu sprechen, den ich seit 4 Jahren kenne. Ich bin ein Anhänger der demokratisch-konstitutionellen Verfassung, bin nicht für die Republik; aber wir stehen nicht vor dem Tribunale, wo es sich um politische Ansichten handelt. Es handelt sich um ein Verbrechen, das scheußlich dasteht. Ich würde mich aber angeklagt

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Stenographischer Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath. Düsseldorf 1848, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiligrath-Prozess.djvu/54&oldid=- (Version vom 18.8.2016)