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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter

Beruhigung.

„Aber, Herr Vertreter, ich hatte verlangt, daß man gegen die Centralisation stimme, weil nachher nicht mehr in München, sondern nur in Frankfurt Bock geschenkt wird.“

„Darüber machen Sie sich keine Gewissensbisse, Herr Obermeister! so viel ich weiß, behält man den Bock in München, und nur der Salvator wird in Frankfurt gebraut.“


Verschiedene Ansicht.

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?“

„Die Go͡alöpf’l, woll’n’s sog’n!“


Kokardenkrieg.

Die zweifarbige Kokarde.

’s ist doch um auszuwachsen
Mit Oesterreich und Sachsen!
Wenn die’s noch lange treiben,
Muß ich an Nikol schreiben.
 O weh!


Die dreifarbige Kokarde.

Halt’s Maul, du alte Hexe,
Mit deinem Doppelklexe,
Sonst wirst du coramiret
Und vor der Welt blamiret.
 He he!


Die einfarbige Kokarde.

Hört auf mit eurem Taranteltanzen,
Mit euren Farbenfirlefanzen,
Geht hin zum Rhein, zur Etsch, zum Belt,
Mein ist die Zukunft, mein die Welt!
 Juchhe!



Berlin. Im preußischen Verfassungsausschuß beantragt man, den Adel abzuschaffen (12 gegen 10), im deutschen will man das nicht (26 gegen 4), und die Reichstagsabgeordneten haben so unrecht nicht; denn deutschen Adel hatten wir eigentlich gar keinen oder nur sehr wenig, und den wollen wir ja beibehalten, wenn nur der preußische, österreichische und sonstige Adel flöten geht.

Cöslin. Ueber unsern Schreckenstein, den Kriegsminister um jeden Preis und für alle Fälle, freuen sich die Hinter-Pommern königlich.

Frankfurt. Damit das deutsche Gleichgewicht (269 Stimmen gegen 269 Stimmen, oder 15,000,000 Menschen gegen 15,000,000 Menschen) nicht wieder gestört wird, so sollen, wie ein unverbürgtes Gerücht lautet, acht Volksvertreter von den 277 Mehrheitlern ausgeloost werden, um zur Gegenpartei überzutreten. 31 sollen gar nicht loosen wollen und lieber austreten. Vae victis et victoribus!

Frankfurt. Der Vorgottesdienst in der Paulskirche ist beendigt. Jetzt kommt die Volks-Litanei und am Ende das kaiserliche Hochamt.

+ Fürth. Hier sagte Jemand, der „ewige Jude“ sei endlich schlafen gegangen, und der „ewige Kaiser“ an seine Stelle getreten.

Gewiß eine kolossale Idee für einen Franko-Babaren!


Empfohlene Zitierweise:
Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)