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aus Jerusalem an, die, wie erwähnt, von der Partei des Simon und des Hohepriesters Ananus abgeordnet war, und suchte mich durch Hinterlist zu fangen; denn offen wagte er mich nicht anzugreifen. 217 Er schrieb mir demnach folgenden Brief: „Jonathas und seine Mitgesandten aus Jerusalem entbieten dem Josephus ihren Gruss. Es ist der Obrigkeit von Jerusalem zu Ohren gekommen, dass Joannes von Gischala dir oftmals nachgestellt hat. Deshalb schickt sie uns, um ihm darüber Vorwürfe zu machen und ihn zum Gehorsam gegen dich zu ermahnen. 218 Da wir uns nun mit dir über ein gemeinsames Vorgehen beraten wollen, so ersuchen wir dich, schleunigst zu uns zu kommen, aber ohne grosses Gefolge, denn unser Dorf kann nicht viele Soldaten aufnehmen.“ 219 So schrieben sie in zweifacher Absicht: entweder hätten sie, wenn ich unbewaffnet kam, mich gefangen genommen, oder, wenn ich zahlreiche Mannschaft mitbrachte, mich für einen Feind erklärt. 220 Den Brief brachte mir ein Reiter, ein verwegener Bursche, der einst im königlichen Dienst gestanden hatte. Es war um die zweite Stunde der Nacht,[1] und eben sass ich mit meinen Freunden und den vornehmsten Galiläern beim Mahle, 221 als mir ein Diener meldete, es sei ein jüdischer Reiter angekommen. Sogleich liess ich ihn hereinrufen; allein der Mensch würdigte mich keines Grusses, sondern reichte mir den Brief mit den Worten: „Das schicken dir die Gesandten aus Jerusalem. Antworte so schnell wie möglich, denn ich muss unverzüglich zu ihnen zurückkehren.“ 222 Meine Tischgenossen staunten über die Dreistigkeit des Soldaten; ich aber lud ihn ein, Platz zu nehmen und mit uns zu speisen. Doch er weigerte sich. Unterdessen hielt ich den Brief in der Hand, wie ich ihn empfangen hatte, und setzte über andere Dinge das Gespräch mit meinen Freunden fort. 223 Bald aber stand ich auf, entliess die anderen zur Ruhe und behielt nur vier meiner vertrautesten Freunde

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/42&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
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