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welche auf die Gesetze Bezug nimmt, nach denen wir unser ganzes Leben einrichten – 148 zumal da Apollonios seine Vorwürfe nicht wie Apion in gehöriger Ordnung, sondern vereinzelt und in seiner ganzen Schrift zerstreut gegen uns hat anrücken lassen. Bald verlästert er uns als gottlos und menschenfeindlich, bald wieder wirft er uns Feigheit vor; an anderen Stellen dagegen beschuldigt er uns der Tollkühnheit und des Fanatismus. Ferner sagt er, wir seien die ungebildetsten unter den Barbaren[1] und hätten deshalb allein keinen Beitrag zu den für das Leben nützlichen Erfindungen geliefert. 149 Alle diese Beschuldigungen werden, denke ich, klar widerlegt sein, wenn es sich herausstellt, dass gerade das Gegenteil von dem, was er behauptet, uns durch die Gesetze vorgeschrieben und von uns aufs pünktlichste befolgt wird. 150 Wenn ich hierbei genötigt sein sollte, zu erwähnen, dass es bei anderen Völkern entgegengesetzte Bräuche giebt, so fällt die Schuld davon verdientermassen auf die, welche unsere Einrichtungen durch Vergleichung derselben mit fremden als schlechter hinzustellen suchen. Ihnen glaube ich auch zwei Ausflüchte abschneiden zu können, nämlich die, dass die Gesetze, von denen ich die hauptsächlichsten anführen werde, nicht wirklich die unsern seien, und die andere, dass wir unsere eigenen Gesetze nicht besonders treu beobachteten.

(15.) 151 Indem ich etwas weit aushole, möchte ich vorab darauf hinweisen, dass diejenigen, die zuerst das Verlangen nach einem gesetzlich geordneten Gemeinschaftsleben hegten und demgemäss ein solches einführten, selbstverständlich das Lob der Gesittung und edler Charaktereigenschaften vor denen voraus haben, die gesetz- und ordnungslos dahinleben. 152 Aus diesem Grunde sucht auch jede Gemeinschaft die bei ihr geltenden Gesetze möglichst weit ins Altertum hinaufzurücken, damit es nicht den Anschein gewinne, als habe sie fremde Einrichtungen nachgeahmt, sondern damit umgekehrt

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/170&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Barbar hiess bei den Griechen jeder Ausländer.