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besass, dass er wenigstens 4–5 Jahre davon allein zu leben vermochte. Nur wenige gab es damals unter den Docenten, die ihr Schicksal einem glücklichen Stern anvertrauten, ihr kleines Vermögen von 3–4000 Thlr. vollständig verzehrten, in der Hoffnung, zu geeigneter Zeit eine auskömmliche Stelle, und das hiess in den meisten Fällen ein besoldetes Extraordinariat, zu erhalten. Die grosse Mehrzahl aber der damals wirkenden Docenten besass entweder allein oder durch die Verbindung mit einer reichen Frau ein so grosses Vermögen, dass sie wohl überhaupt unabhängig zu leben im Stande waren. Ganz vermögenslosen jungen Männern war die akademische Carriere so gut wie abgeschnitten.

Erst das letzte Decennium brachte die so dringend nothwendige Reform der Docentenstipendien, zunächst für Preussen (denn die Staaten Süddeutschlands haben sich zu einer ähnlichen Einrichtung noch nicht verstanden), deren Urheberschaft auf keinen geringern Mann zurückgeht, wie auf Theodor Mommsen, einen der grössten Gelehrten, welche das deutsche Vaterland hervorgebracht hat. Durch die Vertheilung von einem Stipendium für drei Jahre à 1500 M. jährlich (neuerdings ist die Totalsumme auf 6000 M. für den einzelnen erhöht worden) wurde es einer bedeutenden Anzahl unvermögender Gelehrter auch möglich gemacht, die akademische Carriere einzuschlagen, zumal die Stipendien auch nur solchen gegeben wurden, bei denen die Brauchbarkeit

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/213&oldid=- (Version vom 18.8.2016)