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gesprochenes Bedürfniss, sich täglich mit einem Gefolge solcher Trabanten zu[1] umgeben, was nicht Wunder nehmen kann, wenn man die völlige Ausdörrung mancher akademischer Ehemänner in Anrechnung bringt. Aber auch hier wird eine Auswahl getroffen, da nicht jeder Unverheirathete für einen solchen Ehrenposten geeignet ist. Er muss schon die Anlagen des Strebers verrathen haben, bevor er in die Mysterien der Clique eingeweiht wird. Dann aber entsteht nicht selten ein Verhältniss, das mit dem eines Seelenbräutigams wenigstens entfernte Aehnlichkeit hat. Der Docent findet an der Familientafel reichliche Aufnahme und Mast, darf auf Spaziergängen das Tuch der Gebieterin tragen, auf dem Eise ihr die Schlittschuhe anschnallen, muss sie unterhalten, vielleicht auch in Concerte begleiten, und hat auf seiner Hochschule die allergünstigsten Chancen eines schnellen Avancements.

Sind eine Anzahl Docenten an einer Hochschule, so entsteht leicht ein vollständiger Streberclub, der seine wöchentlichen Sitzungen abhält und nach Art der Börsentelegramme die Diagnose über diesen oder jenen Docenten und Professor mittheilt und darnach sein Verhältniss[2] normirt. Das ist fast die ganze Unterhaltung des Streberclubs. Diese Diagnose wird von einem Ordinarius, der Cliquenhäuptling ist, mitgetheilt. Dann werden also die Verhaltungsmassregeln gegeben. „X matt, Y flott, geht gut, Z flau, fallen lassen.“ Z geht aus und wundert sich

  1. WS korrigiert: zn
  2. WS korrigiert: Verhätniss
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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/138&oldid=- (Version vom 18.8.2016)