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Romanum imperatorem – habuit advocatum, ita predictum monasterium cum omnibus possessionibus eius preter nos et Romanorum imperatores ab omni advocatorum ratione atque exactione sit liberum, tam communi ordinis libertate, quam presenti nostra concessione exemptum; oder 1240 K. Konrad für Ebrach: sicut ordo Cisterciensis ab omni advocatorum genere iuxta primariam institutionem suam semper liber extitit et immunis, sic deinceps eadem ecclesia excepto solo Romanorum imperatore nulli prorsus advocatorum nisi cui voluntarie se subjecerit, ita quod velle suum postea valeat immutare, per predia et possessiones suas aliquatenus sit subjecta.[1] Dem gegenüber ist es beachtenswerth, wenn Herzog Leopold von Oesterreich 1209 sagt: Constat enim et in placito nostro Mutarn ex sententia perquisitum atque inventum est, omnes cysterciensis ordinis monachos tale ius ex antiquo habere, ut nec ipsi nec ipsorum predia ullo advocato quicquam solvere debeant, sed neque advocatum eis habere liceat, nisi defensorem principem ipsum, qui caput est terre, in qua quique eorum degunt [2]; den Satzungen des Ordens dürfte das vollkommen entsprechen; betrachtete man aber sonst im Reiche als betreffendes Oberhaupt des Landes nicht den Fürsten, sondern den Kaiser, während die Satzung hier auf den Herzog von Oesterreich bezogen wird, so dürfte darin ein nicht unwichtiger Beitrag zur Geschichte der österreichischen Landeshoheit zu sehen sein. Sagt K. Friedrich 1155 in Urkunde für Salem: Quia vero fratres eiusdem ordinis spetiali obedientie subiectione ad Romanam spectant ecclesiam, cuius nos speciales advocati ac defensores sumus, aliquam personam ibi offitium advocatie gerere vel usurpare omnino sub obtentu gratie nostre interdicimus, solis nobis nostrisque successoribus hoc defensionis offitium in perpetuum conservantes [3], so würde danach freilich dem Kaiser nicht als Landesherrn, sondern als Vogte der römischen Kirche die Vogtei zustehen; doch sind mir weitere Belege für diese Auffassung nicht bekannt geworden.

Mit jener allgemeinen kaiserlichen Vogtei war nun allerdings eine nähere Beziehung der Cisterzienserklöster zum Reiche gegeben; und wenn manche derselben später nicht allein als reichsunmittelbar galten, sondern auch die Reichsstandschaft ausübten oder beanspruchten, so haben wir wohl in dieser kaiserlichen Vogtei den nächsten Anhaltspunkt zu suchen. Man behauptete bei spätern Streitigkeiten wohl geradezu, dass Cisterzienserklöster als solche reichsunmittelbar sein müssten, weil sie nach den frühesten Satzungen des Ordens unter keinem Bischof und Reichsstand ständen, sondern in geistlichen Sachen nur dem römischen Stuhle, in weltlichen nur dem römischen Kaiser unterworfen seien [4]; und in gewissem Sinne war letzteres ganz richtig. Reichsabteien aber, in der früher nachgewiesenen Bedeutung, konnten sie ebensowenig sein,

  1. Huillard 4, 21. 5, 106.
  2. Meiller 100.
  3. Wirtemb. UB. 2, 82. vgl. 232.
  4. Moser 37, 44.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_356.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)