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Vallesii[1] und erhält 1487 vom Kaiser die Belehnung mit den Regalien[2]; und 1521 erklärt der Kaiser zu Gunsten des Bischofs Nikolaus: ipsum cardinalem et successores eius fore et esse principes, prefectos et comites Vallesii.[3] In dieser Zeit wurden denn die Bischöfe auch den Reichsfürsten zugezählt, erscheinen in den Matrikeln und noch 1577 auf dem Reichstage; doch lösten sich die Beziehungen bei ihrem nähern Verhältniss zur Eidgenossenschaft.[4]

Von der Kirchenprovinz von Lyon gehörte nur die Metropole mit 212 dem grössten Theile ihres Sprengels zum burgundischen Reiche. Der Erzbischof von Lyon ist unzweifelhaft als Reichsfürst zu betrachten. Im J. 1157 und gleichlautend 1184 sagt der Kaiser: investivimus – Eraclium archiepiscopum et primatem Lugdunensem – de omnibus regalibus, – concessimus prefato archiepiscopo et primati Eraclio – totum corpus civitatis Lugdunensis et omnia iura regalia per omnem archiepiscopatum eius citra Ararim – in abbatiis – comitatibus, foris, duellis, mercatis – et in omnibus aliis rebus quae in Lugdunensi episcopatu ad imperium pertinent. – Sit illa civitas Lugdunensis et totus episcopatus liber ab omni extranea potestate, salva per omnia imperiali iustitia. – Caeterum ut Lugdunensi ecclesia dominum suum imperatorem Romanorum recognovisse semper exultet et gaudeat, archiepiscopum eius ampliori et eminentiori prerogativa dignitatis, quae a nostra imperiali excellentia esse possit, novo et gratuita pietate investivimus, ut sit semper videlicet sacri palatii nostri Burgundiae gloriosissimus exarchon et summus princeps consilii nostri et in omnibus faciendis agendisque nostris precipuus[5]; auch wird 1162 der Erzbischof vom Kaiser ausdrücklich als Princeps bezeichnet.[6] Der Erzbischof hatte freilich auch Regalien vom Könige von Frankreich, ein Verhältniss, auf welches wir zurückkommen, welches die Gewaltschritte des Königs, die ihn 1312 zum Besitze von Lyon führten, sehr erleichterte. Doch wurden noch im Vertrage von 1333[7] die Regalien wenigstens zum Theil als zum Kaiserreiche gehörig betrachtet und noch 1360 wird der Erzbischof vom Kaiser als princeps noster dilectus bezeichnet.[8] Ebenso erscheint in den Vikariatsverleihungen für Savoien[9] auch Lyon und der Kaiser befiehlt 1365 noch ausdrücklich venerabilibus archiepiscopo Lugdunensi, episcopis Matisconensi et Gratianopolis principibus devotis nostris dilectis, das iuramentum fidelitatis, wozu sie dem Reiche verpflichtet seien, dem Grafen von Savoien sicut nostro in hoc vicario et imperii nomine prestare.[10] Spätere Zeugnisse für eine Verbindung mit dem Reiche sind mir nicht bekannt.

Wird hier auch der Bischof von Macon als Reichsfürst bezeichnet, so gehörte allerdings von seiner Diöcese, wie von der von Chalons

  1. Gallia chr. 12, 454.
  2. Reg. Fr. IV n. 8019.
  3. Gallia chr. 12, 458.
  4. Vgl. Gebhardi 1, 255. Moser 35, 209.
  5. Menestrier b. 34. 35.
  6. Mem. de la Suisse Rom. 7a, 18.
  7. Vgl. § 210 n. 22.
  8. Glafei 155.
  9. Vgl. § 210 n. 23.
  10. Guichenon Savoye. 2, 208.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_327.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2017)