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war, solche neben den andern Grossen zu erwähnen. Bezeichnete man sie später als Prälaten, so werden wir diesen Ausdruck auch für die ältere Zeit zur Bezeichnung der angesehenern geistlichen Würdenträger im Reiche, welche nicht Fürsten waren, gebrauchen dürfen. In früherer Zeit finden wir ihn vereinzelt auch wohl auf weltliche Vornehme ausgedehnt; im J. 1111 urkundet der Kaiser assensu H. venerabilis Ratisponensis episcopi, F. advocati, O. comitis, – Mathonis et aliorum praelatorum eiusdem loci.[1] Später bezeichnet er durchweg Geistliche; an manchen Kirchen eine geschlossene Zahl der dem Bischofe nächststehenden Würdenträger; so gehören 1204 zu Münster vom Domkapitel nur Probst, Dechant, Cantor und Custos zu den praelatis ecclesiae.[2] Dem genau entsprechend werden von den Zeugen einer Kaiserurkunde von 1186 der Reichskanzler, der Domprobst und Domdechant von Speier, drei Pröbste, der Custos und der Scholasticus als: hii de prelatis zusammengefasst und von der durch die Worte: ceterorum quoque canonicorum testes habentur, eingeleiteten Reihe der übrigen Domherren geschieden.[3] In derselben Weise, zur Bezeichnung nichtfürstlicher, aber doch den Fürsten nächststehender geistlicher Würdenträger, scheint das Wort gebraucht in einem Rechtsspruche K. Rudolfs vom J. 1282, wo es heisst: aliquis princeps ecclesiasticus vel prelatus, und dann noch mehrmals der Ausdruck: princeps aut prelatus wiederholt wird.[4] Dieselbe Bedeutung werden wir unterlegen dürfen, wenn es 1220 heisst: Principes imperii et prelati et nobiles Ytalie.[5] Mag das genügen, den Gebrauch des Wortes in diesem Sinne zu rechtfertigen, so dürfen wir demselben, wo es uns in der Reichskanzlei vorkommt, doch keineswegs überall diese Bedeutung zusprechen. Verbrieft K. Friedrich 1213 dem Papste: Omnia vero spiritualia vobis et aliis ecclesiarum prelatis relinquimus libere disponenda[6], so fallen alle geistlichen Würdenträger ohne Unterschied ihrer weltlichen Stellung unter den Ausdruck. Ebenso erscheinen in einer Stelle vom J. 1327: omnes principes ecclesiasticos et saeculares et alios praelatos inferiores, nec non comites et barones aliosque nobiles[7], die geistlichen Fürsten nur als eine höhere Klasse von Prälaten bezeichnet. Ganz abweichend heisst es dann wieder 1216 im Verzichte auf das Spolienrecht: veterem illam consuetudinem detestantes, quam antecessores nostri – in cathedrales exercuerunt ecclesias et abbatias, que manu regia porriguntur, quod videlicet decedentibus episcopis et prelatis earum u. s. w.[8], wo die Fürstäbte im Gegensatze zu den Fürstbischöfen als Prälaten bezeichnet werden.

  1. Ried 1, 172.
  2. C. d. Westf. 3, 15.
  3. Wirtemb. UB. 2, 544.
  4. Lacombl. 2, n. 772.
  5. M. G. 4, 240.
  6. M. G. 4, 224.
  7. Henneb. UB. 1, 110.
  8. M. G. 4, 227.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)