Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 165.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als umfassendster Ausdruck durchweg den letzten Platz einnimmt, z. B. 1209: principes, comites, barones, nobiles et alii imperii fideles, 1223: principes, magnates et fideles, 1235: principes, nobiles et fideles.[1] Heisst es 1217: de principum, baronum atque nobilium, fidelium atque ministerialium consilio, so ist das eine vereinzelte Ausnahme.[2]

Eine ähnliche untergeordnete Stellung nimmt aber wenigstens später auch das Wort Proceres ein, welches in älterer Zeit dem Worte Principes ganz gleich stand[3], z. B. 1290: principes, comites, nobiles, barones nec non proceres regni, oder 1293: principes, comites, barones, nobiles multique curie nostre proceres.[4]

Dagegen stehen über den Nobiles zunächst die Magnates. So sagt schon um 1187 der Erzbischof von Magdeburg: Imperator – sollempni curia nobis ceterisque imperii principibus – magnatibus quoque et universis nobilibus proposuit.[5] So 1206: omnes principes et multi alii magnates et nobiles[6], und sonst in ähnlicher Verbindung.[7] Aber 1255 findet sich auch die Stellung comites, nobiles et magnates.[8]

Da wir auch die Barones den Nobiles vorgesetzt finden[9], während sie andererseits nie neben den Magnates genannt werden, so scheinen danach beide Ausdrücke gleichbedeutend zu sein und eine über den Nobiles stehende Klasse von Grossen zu bezeichnen. Letzteres scheint aber doch für Barones besonders später sich kaum mehr festhalten zu lassen, da die Stellung der Barones und Nobiles wechselt; schon 1216 heisst es: per sententiam principum et subsecutionem tam nobilium quam baronum atque ministerialium et omnium, qui tunc aderant, judicatum est[10]; so finden wir 1269, 1290 die Edeln vor, 1293 wieder nach den Baronen genannt.[11]

Auf Grund des Gesagten lässt sich etwa nothdürftig die Rangordnung: Magnates, Barones, Nobiles begründen; um schärfere Standesunterschiede kann es sich dabei aber nicht handeln; ergibt sich das schon aus dem schwankenden der Stellung, so wird sich auch in spätern Untersuchungen nichts darbieten, was auf einen von den Edeln geschiedenen Stand der Barone oder Magnaten schliessen liesse; darauf deutet zugleich, dass, wie wir sahen, auch jeder einzelne dieser Ausdrücke für genügend gehalten wurde, um die auf die Fürsten folgende Klasse weltlicher Grossen zu bezeichnen.

100Diese Verhältnisse stellen sich nun freilich anders, wenn die Comites als besondere Klasse der weltlichen Grossen aufgeführt werden. Bei den Schriftstellern findet sich das oft; so sagt Konrad von Pfäfers zu 1208: omnis ordo perturbatus principum, comitum et baronum.[12] Doch geschieht es auch in Kaiserurkunden; so 1190:

  1. M. G. 4, 218. 252. 313.
  2. Huillard 1, 505.
  3. Vgl. § 24.
  4. M. G. 4, 455. 460.
  5. Ludew. rel. 2, 446.
  6. M. G. 4, 211.
  7. z. B. 1269. 76: M. G. 4, 382. 406.
  8. Sudendorf 1, 110.
  9. 1209. 18: M. G. 4, 218. 230. 1217: Huillard 1, 505. 1195: Ann. Argent ap. Böhmer f. 3, 89.
  10. M. G. 4, 227.
  11. M.G. 4, 382. 455. 460.
  12. M. G. 2, 168.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)