Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt,
Ein überteuflisch Element!
Drum jammert ihr so ungeheuer,
Unglückliche Verliebte! die verschmäht,
Verdrehten Halses nach der Liebsten späht.
Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite?
Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.
Hat mich ein Fremdes durch und durchgedrungen?
Ich mag sie gerne sehn die allerliebsten Jungen;
Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf? –
Wer heißt denn künftighin der Thor? –
Die Wetterbuben, die ich hasse,
Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! –
Ihr schönen Kinder laßt mich wissen:
Ihr seyd so hübsch, fürwahr ich möcht’ euch küssen,
Mir ist’s als kommt ihr eben recht.
Es ist mir so behaglich, so natürlich,
Als hätt’ ich euch schon tausendmal gesehn;
Mit jedem Blick auf’s neue schöner schön.
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)