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Thurmwächter, Lynceus.
Blendete mich Armen ganz.
Laß mich knieen, laß mich schauen,
Laß mich sterben, laß mich leben,
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Denn schon bin ich hingegeben Dieser gottgegebnen Frauen.
Harrend auf des Morgens Wonne,
Oestlich spähend ihren Lauf,
Ging auf einmal mir die Sonne
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Wunderbar im Süden auf.
Zog den Blick nach jener Seite,
Statt der Schluchten, statt der Höhn,
Statt der Erd- und Himmelsweite,
Sie die Einzige zu spähn.
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Augenstrahl ist mir verliehen Wie dem Luchs auf höchstem Baum;
Doch nun mußt’ ich mich bemühen
Wie aus tiefem düsterm Traum.
Wüßt’ ich irgend mich zu finden?
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Zinne? Thurm? geschloss’nes Thor? Nebel schwanken, Nebel schwinden,
Solche Göttin tritt hervor!
Aug’ und Brust ihr zugewendet
Sog ich an den milden Glanz,
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Diese Schönheit, wie sie blendet,Blendete mich Armen ganz.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)