(aus dem Soufleurloche auftauchend).
Von hier aus hoff’ ich allgemeine Gunst,
(Zum Astrologen.)
Du kennst den Tact in dem die Sterne gehn,
Und wirst mein Flüstern meisterlich verstehn.
Astrolog.
Durch Wunderkraft erscheint allhier zur Schau
Massiv genug, ein alter Tempelbau.
Stehn, reihenweis, der Säulen hier genug;
Sie mögen wohl der Felsenlast genügen,
Da zweye schon ein groß Gebäude trügen.
Architekt.
Das wär’ antik! ich wüßt’ es nicht zu preisen,
Roh nennt man edel, unbehülflich groß.
Schmal-Pfeiler lieb’ ich, strebend, gränzenlos;
Spitzbögiger Zenith erhebt den Geist;
Solch ein Gebäu erbaut uns allermeist.
Astrolog.
Durch magisch Wort sey die Vernunft gebunden;
Dagegen weit heran bewege frei
Sich herrliche verwegne Phantasey.
Mit Augen schaut nun was ihr kühn begehrt,
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)