Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus Teil I Bücher VI-IX | |
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VI. Ingell, Starkather. | 275 |
[206] 206Was sorgst thatlos Du für das Mahl und stützest
Müssig Dir den Bauch, wie die faulen Huren?
Gilt dem einzgen Sohn des erschlagnen Vaters
Rache so wenig?
Wusst’ ich ahnungsvoll, dass das Schwert des Feindes
Unabwendbar Dich zu dem Tode führte,
Grösster der Fürsten!
Da in fernem Land ich als Wandrer weilte.
Weil es ahnend sah Dich entrückt auf ewig
Nun meinen Augen.
Weh! dass fern ich war, dass so fern ich kämpfte
Mit dem letzten Volk auf dem ganzen Erdkreis,
Treulose Wirte!
Sonst stünd heut’ ich hier als des Herren Rächer,
Oder teilt’ sein Los und das herbe Schicksal,
Wär’ gefolgt dem Herrn, dem geliebten Führer,
Nicht kam ich hierher, dass den Gaumen kitzle
Dessen Mahl, an dem ich die Fehler strafe,
Will nicht Rast noch Ruh’, noch zu grössrer Freude
Füllen den Magen.
Dort bestimmt den Sitz, wo die Fremden sitzen,
Nein, ich sass allzeit auf den ersten Stühlen
Unter den Freunden.
Langen Weg kam ich aus der Schweden Lande,
Wenn des Frothos Spross ich, des teuren, fänd’ und
Möchte geniessen.
Tapfern Mann sucht’ ich, doch ich traf den Schlemmer,
Der dem Bauch nur frönt und dem argen Laster,
[207] 207Dem den Sinn hinkehrt zu dem lockren Leben
Schnöde Genusssucht.
Wahr ist Haldans Wort jetzt in aller Augen:
Dass wir bald anschaun, hat er uns verkündet,
Wackerem Vater.
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus Teil I Bücher VI-IX. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_285.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2022)