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Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7)

eigentlich keine Ahnung haben konnte, bestätigte ich doch die letzten Worte des Mädchens mit einer vorläufig nicht recht begründeten Wärme. Ärgerlich über mich und etwas enttäuscht über den nutzlosen Besuch ging ich nach Hause. …

Wenn sich die Seele des Menschen besonders stark mit irgend einer Sache beschäftigt, dann kehren die Erscheinungen des Tages und der Wirklichkeit im Traume wieder, oft seltsam verworren und phantastisch vorgerückt. Ich hatte mich abends zeitig zu Bett gelegt und wohl schon einige Stunden geschlafen, als mir träumte, ich sei abermals im Examen. Vor mir saß der Professor, den ich am meisten fürchtete. Aber nicht ein gelehrter Kollege nahm neben ihm den Platz ein, sondern es war Fräulein Hannchen Buchwald, und sie nickte mir freundlich zu. Ich empfand doppelte Angst, denn mir schauderte bei dem Gedanken, mich mit meinen Antworten gerade vor dem Fräulein zu blamieren. Aber es ging ganz gut. Natürlich spielte auch die Hundeangelegenheit in den Traum hinein, und Professor Brückner fragte mich: „Was würden Sie bei Lähmung eines Hundes anwenden?“

„Ich würde dem Tiere eine Strychnineinspritzung geben,“ antwortete ich, und Professor Brückner nickte wohlwollend, während mir Fräulein Hannchen ermutigend zulächelte.

„Welche Dosis geben wir in diesem Falle?“

„Ein Milligramm pro Körpergewicht des Tieres,“ antwortete ich prompt.

„Sie behandeln das Hündchen dieser Dame,“ fuhr der Professor fort. „Wie schwer ist es?“

„Ungefahr drei Kilogramm.“

„Wieviel Strychnin müssen Sie also verschreiben?“

Empfohlene Zitierweise:
Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1916, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Null_zu_wenig.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)