Seite:Ein Mann, der von Gift lebte.pdf/2

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Ein Mann, der von Gift lebte (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 10)

Ein Mann, der von Gift lebte. – Albert Randler[WS 1] trat schon in jungen Jahren als Diener in den Haushalt der Geheimrätin Charlotte Ursinus ein, jenes dämonischen Weibes, das zu den berüchtigtsten Giftmischerinnen aller Zeiten gehörte und nach Vergiftung ihres um viele Jahre älteren Gatten, ihrer vermögenden Tante und eines holländischen Offiziers zu lebenslänglicher Festungshaft auf der Festung Glatz verurteilt wurde.

Auch an ihrem Bedienten Randler hat die Ursinus verschiedene Vergiftungsversuche vorgenommen. Sie reichte ihm des öfteren in Speisen und Getränken Arsenik, welches sie bei ihren Mordtaten stets benützte, ohne daß Randlers Gesundheit dadurch irgendwie angegriffen wurde. Der Bediente wußte um ihre Heiratspläne und hat wohl auch sonst das Treiben seiner Herrin beargwöhnt; daher suchte sie ihn aus dem Wege zu schaffen. Eine mit Arsenik vergiftete Pflaume, die sie ihm gab, wurde endlich zum Verräter an ihr. Randler zeigte sie an, und nun kamen auch ihre anderen Verbrechen ans Tageslicht. Sie leugnete jedoch alles ab und gab an, sie habe auch den Diener nicht töten, sondern nur durch geringe Dosen die Wirkungen des Giftes an ihm probieren wollen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nach Wikipedia war der Name des Dieners Benjamin Klein.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Ein Mann, der von Gift lebte (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 10). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1909, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Mann,_der_von_Gift_lebte.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)