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ab bis an die Prießnitz „Radeberger Straße“ und der oben als Neue Straße bezeichnete Theil einschließlich der Holzhofgasse „Bautzner Straße“. 1823 wird der Name Bautzner Straße auf die Strecke vom Albertplatz bis zum Waldschlößchen übertragen und die Holzhofgasse wird Altbautzner Straße genannt. 1839 erscheint die Bezeichnung Holzhofgasse. Seit 1859 heißt der äußere Theil der Bautzner Straße Schillerstraße[1]. Die Wasserstraße hieß früher „an der Elbe“, seit 1839 Wasserstraße. Die Glacisstraße wird ursprünglich als „dem Festungsgraben gegenüber“ bezeichnet, 1837 heißt sie „am Glacis“, 1839 „Glacisstraße“. Das Löwengäßchen, jetzt Löwenstraße, erscheint 1839 als solches zum ersten Male, wahrscheinlich war es bis dahin namenlos. Es führt seinen Namen vom Gasthof zum goldnen Löwen. Wovon die Wolfsgasse ihren Namen hat, hat sich nicht ermitteln lassen, vor 1823 hieß sie Kronengasse[2], nach der an der Ecke dieser Gasse gelegenen Restauration zu den drei Kronen. Die Weintraubenstraße war 1797 noch eine namenlose Sackgasse, später und noch 1837 wurde sie Seilergäßchen und von 1839 an von dem an der vorderen linken Ecke von der Bautzner Straße aus liegenden Gasthofe zur blauen Weintraube „Weintraubengäßchen“ genannt. Die Alaunstraße war 1766 noch namenlos und wird als „neue Straße“ bezeichnet, der Name Alaungasse erscheint 1797. Seinen Ursprung hat derselbe von der dort befindlichen Alaunhütte[3]. Die Louisenstraße hieß anfänglich Badegasse (1797), von 1839 an Louisenstraße, auch kommt früher einige Male der Name Schulgasse vor, wahrscheinlich von der dort befindlichen Schule des Dr. Rädler. Der Bischofsweg, dessen Name schon aus dem Mittelalter herrührt, wird um 1797 vorübergehend „An der Dresdner Haide“ 1839 aber wieder Bischofsweg genannt. Die Prießnitzstraße hieß ursprünglich „an der Prießnitz“, seit 1837 Prießnitzgasse. Die jetzige Görlitzer Straße, welche diesen Namen seit 1883 führt, hieß früher Weißegasse, seit 1839 Waldgasse. Die Kamenzer Straße, seit 1861 so genannt, hieß vordem Schwarzegasse. 1795 erscheint auch ein Mal die Bezeichnung „schwarze Kreuzgasse“, was zu der Vermuthung führt, daß in der Gegend derselben ein Weg gelegen haben mag, der nach dem im Prießnitzwalde befindlichen bekannten schwarzen Kreuz führte, denn, wie wir oben gesehen haben, durchkreuzte eine große Anzahl Wege den Sand[4]. Die Pulsnitzer Straße hieß 1748 der Haideweg, später Judengasse von dem daselbst gelegenen Judenbegräbnißplatze. Letzterer wurde den Juden, welche bis dahin ihre Todten nach Teplitz schaffen mußten, durch Reskript vom 24. April 1750 gegen ein Angeld von 1000 Thalern eingeräumt und am 26. April 1751 verraint und übergeben[5]. Seit 1862 heißt die ehemalige Judengasse Pulsnitzer Straße. Die Böhmische Gasse ist erst nach 1764, nachdem die Pulverhäuser beseitigt waren, entstanden; auf den älteren Plänen von 1745 und 1750 ist von ihr keine Spur zu sehen. Sie erscheint zum ersten Male als Sackgasse, mit zwei von einander entfernt stehenden, an der nördlichen Seite nach der Ecke der Alaunstraße zu gelegenen Häusern bebaut, auf dem schon obenerwähnten, aus dem Jahre 1766 herrührenden Plane[6] und wurde erst bei Anlegung der Martinstraße völlig durchgeführt. Der Name Böhmische Gasse kommt schon 1797 vor. In Nummer 3 der Dresdner Geschichtsblätter vom Jahre 1895 wird mit Recht der Sage entgegengetreten, daß sich dort bereits im 17. Jahrhundert böhmische Gärtner angesiedelt hätten[WS 1]. Aber auch die aus Hasche geschöpfte Nachricht, daß Bartholomäus Pablick der erste Ansiedler in der Gegend der Böhmischen Gasse gewesen sei und daß nach ihm und anderen böhmischen Gärtnern dieselbe ihren Namen erhalten habe, ist nicht richtig. Pablick legte, wie oben bereits bemerkt, in den Jahren 1735-1737 die Grüne Tanne an und erhielt im Jahre 1744 ein Stück Land an der jetzigen Glacisstraße vererbt, wovon das Grundstück der Tonhalle einen Theil bildet. Eine noch spätere Vererbung von Land auf dem Neuen Anbau an Pablick hat sich nicht gefunden. Beide Grundstücke liegen von der Böhmischen Gasse sehr weit entfernt und die letztere ist, wie bereits erwähnt, erst um 1766 entstanden. Daß die Böhmische Gasse nach den später dort zahlreich ansässig oder wohnhaft gewesenen böhmischen Gärtnern ihren Namen erhalten hat, ist sehr wahrscheinlich.

Die Martinstraße wurde 1834 angelegt und zugleich die Böhmische Gasse auf ihrer Ostseite mit derselben verbunden, so daß die letztere nun aufhörte, eine Sackgasse zu sein. Ihren Namen erhielt sie, weil der Besitzer von „Altbodens“, der Schänkwirth Johann Gottfried Martin, über dessen Grundstück ein großer Theil der Straße geführt werden mußte, das dazu nöthige Land unentgeltlich abgetreten hatte[7]. Seit 1884 heißt sie Martin Lutherstraße. Die Sebnitzer Straße führt ihren Namen seit 1884, früher hieß sie Marktgasse, wegen der dort geplanten, aber nicht ausgeführten Anlegung eines Marktplatzes. Die Forststraße führte seit 1839 den Namen Sandgasse, vorher


  1. Vgl. die Dresdner Adreßbücher und Rißschr. XI. Fach VI. Nr. 17.
  2. Rißschr. XI. Fach VI. Nr. 17.
  3. Rep. XLIII. Dresden 227a. Bl. 136.
  4. Rep. XLIII. Dresden 227b. Bl. 2b.
  5. Acta, den der Dresdner Judenschaft auf dem Sande etc. 1751 Loc. 4647. Rep. XLIII. Dresden 127.
  6. Rep. XLIII. Dresden 227a. Bl. 136, 166.
  7. Rathsakten F. VI. 50.

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/259&oldid=- (Version vom 10.5.2024)