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sein Fräwlein Dulcinéa von Toboso, keine Trewlosigkeit begehen / vnnd an jhr brüchig werden wolte / ob sich auch schon die Königin Ginebra selbs mit jhrer Fraw Quintagnona jhme vor Augen stelleten.

Als er nun gleich vff diese vngereimbte Thorheiten seine Gedancken festiglich gewendet hatte / kam die Zeit herbey / vnd nahete die Stunde (welche vor jhn gantz vnglückselig war) zu welcher die Asturische Magd ankommen solte / welche auch also fort im Hembd vnd barfuß / mit den Haren in eine Barchene Nachthaube gewickelt / mit sachten vnd behutsamen Schritten in das Zimmer eintrat / darinn diese drey herbergten / vmb jhren Eseltreiber zu suchen. Aber nehrlich mochte sie zur Thür hinein kommen / da wurde Don Kichote jhrer gewahr / setzte sich etwas vffrecht in seinem Bette auff / wie sawr vnd schwer es jhm auch wegen seiner Pflaster wurde / vnd wie weh jhm davon seine Lenden thaten / vnd streckt die Arme auß / sein schönes Jungfräwlein von Asturias zu empfahen / welche gantz enge sich in einander zoch / stock still schwiege / mit den Händen vor sich weggriff / vnd jhren Allerliebsten suchte. Gleich aber in dem traff sie vff des Don Kichote Arme / welcher sie forn bey jhrem Arm fest ergriff / zohe sie nach sich / vnd setzte sie vff sein Bette nider / also daß sie nicht mucksen oder eine einig Wort reden durffte. Er befühlte jhr alsobald das Hembd / welchs / obs zwar von der grobhärichtesten Sackleinwand war / bedünckte es jhn doch auß dem allerkleinsten Flohr[1] vnd weichesten Zündel gemacht zu seyn. An den Händen trug sie Armbänder vom Glase / aber jhm gaben sie in seinen Augen ein hellen Widerschein der allerköstlichsten Perlen auß Morgenland. Die Haar / welche


  1. WS: Flor – ein dünnes Gewebe mit merklich weit voneinander abstehenden Fäden (Definition aus Brockhaus, 1837)
Empfohlene Zitierweise:
Miguel de Cervantes: Erster Theil Der abenthewrlichen Geschichte des scharpffsinnigen Lehns- vnd Rittersassen / Juncker Harnisches auß Fleckenland / Auß dem Spanischen ins Hochteutsche vbersetzt Durch Pahsch Basteln von der Sohle. Frankfurt 1648, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Don_Kichote_de_la_Mantzscha_169.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)