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guten Wein. Weinrechnung 77 fl. Sonstiger Preis 84 fl. Niederste Temperatur im Januar − 16,5,[ws 1] höchste im August + 26,0. Eistage mit 0 und − 0 hatte der Jahrgang 65, Sommertage mit + 20 und darüber 57. Brodtaxe: Januar 24 kr., April 22 kr., Mai 20 kr., Juli 20 kr., September 18 kr., November 16 kr.

Nach einem 45tägigen Waffenstillstande richtete Moreau bei Hohenlinden, 3. Dezember – in welcher Schlacht König Wilhelm, damals Erbprinz von Württemberg als Freiwilliger unter der Fahne des östreichischen Erzherzogs Johann mitfocht – das östreichische Heer zu Grunde, so daß es in wilder Auflösung in’s Innere des eigenen Staates floh, nachdem es 7000 Todte auf dem beschneiten Schlachtfelde liegen gelassen und 11,000 Mann an Gefangenen verloren hatte. Drei Wochen nach diesem Siege stand Moreau nur noch 20 Stunden von Wien, während das zweite Heer von Italien her andrängte. Östreich sah sich, da auch Erzherzog Carl die Unmöglichkeit ferneren Widerstandes erkannte, zu Unterhandlungen gezwungen, in deren Folge ein Waffenstillstand zu Steyer (25. Dez.) und mit dem Kaiser

1801 am 9. Febr. der Friede zu Luneville, zugleich im Namen des deutschen Reiches zu Stande kam. Hierdurch wurde zwar dem Blutvergießen, aber noch lange nicht den Bedrückungen der langsam zurückziehenden Sieger Einhalt gethan. Im Januar lagen noch 2 Compagnieen der 95. französischen Halbbrigade hier in Cantonirung. Wegen einer Rauferei mit einem französischen Soldaten dieses Corps wurde ein Bürger vom Oberamt in den sogen. Malefizthurm auf dem oberen Thor eingesteckt, der bei dieser Gelegenheit für ein bürgerliches (nicht infamirendes) Gefängniß erklärt wurde. Die Durchzüge begannen zu Weinsberg zu Ende März dss. Js. Am 24. März war viele Artillerie und Munition über Öhringen und Neuenstadt gegen Heilbronn gezogen. Dieser folgten am 30. März über Weinsberg 4 Compagnieen der 89. Halbbrigade nebst vielem Fuhrwesen, am 1. April etliche Compagnieen der 53. Halbbrigade. Vom 15. April an rückte die 10. Halbbrigade leichter Infanterie von der Division Molitor unter General Hudelats Befehl, von Füssen und Kempten her, größtentheils durch Stadt und Amt Weinsberg nach Heilbronn und Mannheim und dort über den Rhein. Charakteristisch ist, daß am 16. April statt des angesagten Stabs des 1. Bataillons dieser Halbbrigade mit 5 Compagnieen Chasseurs à pied nach magistratischer Verhandlung mit dem quartiermachenden Adjutanten und Bezahlung von 6 Louisdors an ihn und dessen Bataillonschef kein Stab und nur 2 Compagnieen nach Weinsberg kamen. Vom 20. bis 23. April lag dasjenige Bataillon der 84. Halbbrigade, welches im J. 1796 unter General St. Cyr Stuttgart besetzt hatte, in Weinsberg und den nächsten Dörfern im Quartier und marschirte von da heimwärts dem Rheine zu. Der Zahlungen an der Landescontribution und der Requisitionen von den heimwärts marschirenden französischen Truppen (auch nach geschlossenem Frieden) war kein Ende. Stadt und Amt Weinsberg traf im Aug. eine Umlage von 83,000 fl. an Kriegskosten und 40,000 fl. an Kriegsschulden. Aufrechterhaltung der Mannszucht oder Quartiererleichterung (wie oben) mußte gar oft mit Geschenken an die Commandirenden erkauft werden. Besonders drückend waren die geforderten Vorspannen, welche oft auf 12–20 Stunden gewaltsam mit fortgeschleppt wurden, so daß mancher Vorspanner am Ende lieber sein Gespann zurückließ und sich heimstahl. Heilbronn blieb noch das ganze Jahr hindurch von Franzosen besetzt. Am 11. Mai kehrten die württ. Truppen unter General v. Hügel nach Stuttgart zurück und bezogen ihre Garnisonen. 2 Tage darauf (13. Mai) kehrte der Herzog von Erlangen nach


Anmerkungen [WS]

  1. Temperaturangaben in Grad Réaumur.