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„Obwohl der seit anno 1756 sich in Europa entsponnene schwere Krieg, wobei das K. K. Haus Östreich, die Krone Frankreich und Schweden, die Kaiserin Elisabethe von Rußland, das Churhaus Sachsen und das ganze römische Reich sich gegen die beede königliche und churfürstliche Häuser Brandenburg und Braunschweig verbunden hatten, bis dato noch fortdauert und unter ernstlichen Zurüstungen fortgesetzt wird: so ist doch (dem Höchsten sei es gedankt!) nicht nur dieß Herzogthum Württemberg bis daher von allem feindlichen Überzug in Gnaden verschont geblieben, sondern auch hiesiger Enden noch keine sonderliche Theurung entstanden, massen ein 8pfündiger Laib Brod auf den heutigen Tag theurer nicht als vor 14 kr. (im Juni stieg der Preis auf 15 kr., fiel aber nach der Erndte auf 14 kr.), 1 Schffl. Dinkel 3 fl. 40 kr., 1 Schffl. Haber 3 fl. bezahlt wird. Der Wein hingegen ist in folgendem Preis: 1 Eimer guter Qualität 70 fl., 1 Eimer mittlerer Gattung 30–40 fl., 1 Eimer geringerer Gattung 20–24 fl.

Vorstehendes Promemoria hat auf oberamtlichen Befehl entworfen der allhiesig gemeiner Stadt viel wahres Glück, Heil und Segen anwünschende derzeitige Stadt- und Amtsschreiberei Substitutus juratus Friedrich Christoph von Berg, gebürtig von Gemmingen.“

Im Sommer dieses J. Quartier von 1000 Mann Wallonen, welche aus den Niederlanden nach Böhmen marschirten. Deßgleichen Quartier von Baron Glasenappschen Husaren, wozu Abstatt Haber, Heu und Brod liefern mußte. Im Juni d. J. Sammlung der herzogl. württemb. Truppen in einem Lager bei Heilbronn, welches am 29. Juli aufbrach und durch Weinsberg und Neuenstadt über Öhringen etc. – trotz des früheren ungünstigen Feldzuges – nach Sachsen gegen die Preußen zog. Erndte- und Herbstertrag ein reichlicher; Qualität sehr gut in Folge eines heißen und trockenen Sommers. Preis des neuen Weins bis 18 fl.

1761. Tod des Spec.-Superint. M. Steinhofer (s. unt. Grabst.). Nachfolger: M. Kapf, Diac. in Winnenden. Anschaffung der neuen Kirchenuhr um 500 fl. (ded. 30 fl. für die alte) von Hof- und Stadtuhrmacher Hafner in Stuttgart. Bei ziemlich reichlichem Weinertrag mittlere Güte. Preis 19 fl. Obst durch Raupenfraß verdorben, Reben durch Frost am 30. April. Brodtaxe stadtr. 8 Pfd. Kernenbrod durchweg 13 kr. trotz Frost-, Wasser- und Hagelschadens; steigend auf 14 und 15 kr.

1762. Einrücken eines Dragoner-Regiments zu Besetzung der Landesgränze wegen Einfalls des preußischen Obersts von Kleist in Franken. Steuernachlaß von 2500 fl. wegen vorjährigen Hagelschadens. Kirchenrathsrenovator Senkeisen zum Stadt- und Amtsschreiber ernannt mit Bedingung, dem bisherigen Stadtschreiber Renz den halben Theil von allem Verdienst zukommen zu lassen. In Folge der Promotion des Stadt- und Amtsphysikus Liesching auf das Landphysikat Bietigheim wurde die Stelle dem Med. Licent. Harsch von Kirchheim übertragen, welcher sie 44 Jahr lang bis zu seinem Tod im Jahr 1806 bekleidete.

Jahrgang: Jan. und Febr. sehr kalt. Nachtfrost vom 6–7. Mai. Im nachfolgenden sehr heißen Sommer zweimonatliche Dürre; ziemlich viel Wein von mittlerer Güte. Preis bis 16 fl. Dinkelpreis 4 fl. Stadträthliche Brodtaxe 8 Pfd. Kernenbrod im Okt. 15 kr., im Nov. 16 kr.

1763. 15. Februar endete der Frieden zu Hubertsburg den blutigen 7jährigen Krieg, aus welchem die Württemberger schon 1761 zurückkehrten. Von den nächsten 3 Decennien, während welcher Ruhe in Deutschland war, gibt es – außer