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§ 53. In einer reihe von wörtern ist das zugrunde liegende ō erst durch eine akzentverschiebung zum silbenträger geworden, z. b. in bĭō „lebendig“, air. beo biu; bŕō „bedrücken“, bŕōĭm „bedrücke“, Keat. breódhaim, kymr. briw; ȷō, in gə ȷō „immer, je“, air. deóid deód diud; ȷōn „freiwillig“, mir. deóin; fĭōl „fleisch“, air. feúil; fōs „bis jetzt“, mir. fós, beos, air. beus beius; ǵĺō „lärm, streit“, mir. gleó; ḱō „nebel“, ḱōvr̥ „neblig“, ḱōbr̥nəx „nebligkeit“ (vgl. § 4), mir. ceó; ḱōl „musik“, mir. ceól; ōləs „wissen“, mir. eólas, air. eulas; ōrnə „gerste“, mir. eorna; rōcə „gefroren“, air. réud; šōl „segel“, air. seól seol séol.

§ 54. In einigen wörtern vertritt ō ein früheres kurzes o. In fōlm̥ „lernen“, air. foglaim, und fōvr̥ „herbst“ (neben fūvr̥), mir. fogamur, ist ō wohl durch kontraktion des o mit dem ihm ursprünglich folgenden, aus dem gutturalen reibelaut hervorgegangenen, vokal entstanden. Auf einfluss des folgenden nasallautes beruht die länge in kō- xō- „mit‑“, air. com, kōmə „gewand“, mir. comm; kōkriə kōḱriə „fremd“, coigcrigheach zu mir. cocrích (vgl. II 281, 27) aus *con-crích. Die länge des o in æspōg (neben æspəg „bischof“, air. epscog, ist wohl unter dem einfluss der wörter auf ‑ōg entstanden.

§ 55. In einigen fällen vertritt ō früheres au aus a mit folgendem gutturo-labialen reibelaute, z. b. in gōĭm gōm (neben gauĭm) „nehme, empfange, greife“, air. gabaim; ōrān (vgl. II 288, 28) „lied“, mir. ambran; ō „enkel“, air. aue; tōŕc „geben“, air. tabur.

6. u.

§ 56. Der buchstabe u bezeichnet den im deutschen „mutter“ vorliegenden kurzen offenen vokal (Vietor § 40). Schwankungen nach ø hin sind ziemlich häufig. Nach palatalisierten konsonanten (vgl. § 98) erscheint oft der im norwegischen hus vorliegende vokal (Sweet’s high-mixed-narrow-round).

§ 57. In den meisten fällen vertritt u denselben älteren vokal nach indifferentem konsonanten (vgl. § 98). Beispiele sind: rug (neben røg) „trug“, mir. ruc rucc, air. rouic; bun (neben bøn) „unterer teil“, mir. bon; du (neben ) „schwarz“, duwān (neben

Empfohlene Zitierweise:
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)