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fù de maistro Romano da Brexa[1]. – Romanino’s Vater war also ebenfalls Maler und wahrscheinlich der erste Lehrer seiner Söhne, denn Hieronymus hatte zwei Brüder, Antonio und Alessandro (geboren 1490), die auch Maler und vermuthlich seine Gehülfen waren[2]. Stefano Rizzi, den die Localschriftsteller als Lehrer des Romanino anführen, ist ein ganz unbekannter Meister. Ich habe dagegen Grund, die Vermuthung auszusprechen, Romanino möchte in seiner Jugend von Vincenzo Civerchio mehr noch als von Ferramola beeinflußt worden sein[3]. In den Jahren 1509 bis 1513 scheint er sich theils in Padua theils auch in Venedig aufgehalten und gewirkt zu haben; dort nahm er sich den Giorgione zum Vorbild, und in jener Zeit erwarb er sich sein glänzendes, goldenes Colorit. Im Jahre 1514 war Romanino wieder in Brescia; sein herrlichstes Werk, die große Altartafel in der Kirche S. Francesco, datirt, wenn ich nicht irre, aus diesem Jahre. Der schöne Rahmen, in dem das große Bild eingeschlossen ist, von Stefano Lamberti aus Brescia im Jahre 1502 angefertigt[4], hat schon manchen deutschen Schriftsteller zur falschen Ansicht verleitet, das Bild selbst stamme aus dieser Zeit her. Die beste Epoche des Romanino fällt ungefähr zwischen die Jahre 1510 und 1520; in diesem Zeitraum entstanden unter andern seine Bilder für S. Giustani in Padua (gegenwärtig in der städtischen Galerie daselbst), für S. Francesco, S. Maria in Calchera, S. Giovanni Evangelista in Brescia; in diese Zeit fällt ebenfalls


  1. Die Aufschrift auf dem Bilde für S. Giustina in Padua lautet: Hieronymi Rumani de Brixia opus, jene auf einem Bilde in Salò ebenfalls Hieronymi Rumani de Brixia opus 1529.
  2. Siehe Fenaroli a. a. O. p. 203.
  3. Bekanntlich wirkte Civerchio vom Jahre 1493 bis wenigstens zum Jahre 1504 in Brescia; jasein Bild (die Pietà) in der Kirche von S. Giovanni Evangelista (dort dem Giambellino zugeschrieben) ist vom J. 1509. (Siehe St. Fenaroli a. a. Op. p. 164).
  4. S. Stefano Fenaroli a. a. O. p. 164.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/465&oldid=- (Version vom 31.7.2018)