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H. Lense: Die Vorliebe der Raubtiere für Menschenfleisch. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 170–171

sich beutesuchend bis in die Dorfstraßen wagten, wo sie furchtlos Leute anfielen und zerrissen. Ja, es kam so weit, daß kleinere Dörfer von Wolfsrudeln tagelang geradezu belagert wurden, so daß zur Befreiung der Bewohner Militär aufgeboten werden mußte.

Ähnliche Beobachtungen konnte man nach dem letzten blutigen Burenkriege in Südafrika bei den Löwen machen.

In beiden Fällen liegt die Vermutung nahe, daß den Raubtieren, denen viele Verwundete, Verirrte und Ermattete mühelos zur Beute wurden, der Respekt vor dem Menschen völlig abhanden gekommen war und sich dadurch ihre Angriffslust gesteigert hatte. Tatsächlich ist zum Beispiel nachgewiesen, daß in den ersten zwei Jahren nach Beendigung des letzten südafrikanischen Feldzuges die Zahl der durch Löwen zerissenen Menschen sich genau um das Doppelte vermehrte. Erst dann konnte ein langsamer Rückgang festgestellt werden.

Es war also inzwischen dem Könige der Tiere doch wieder die Erkenntnis von dem Übergewicht des Menschen aufgegangen.

Empfohlene Zitierweise:
H. Lense: Die Vorliebe der Raubtiere für Menschenfleisch. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 170–171. Verlag der Paulinus Druckerei, Trier 1914, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Vorliebe_der_Raubtiere_f%C3%BCr_Menschenfleisch.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)