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Was gab es jetzt nur für ein eifriges Hin und Her von Fragen und Antworten …! – Jedenfalls waren Tümmler und der Mischling bei bester Laune. – Das Rätsel von Mompos und Fritz Tümmlers Verschwinden fand folgende Aufklärung.

Der Somali hatte sehr bald eine seltsame Fährte im Sande entdeckt, die allerdings mit einer Löwenspur nur eine entfernte Ähnlichkeit hatte. Er war gerade abgestiegen, um die Eindrücke im Sande näher zu untersuchen, als zwischen zwei Hügeln plötzlich ein männlicher Löwe erschien, bei dessen Anblick das Reitkamel sofort in toller Angst kehrt gemacht hatte und geflohen war. Mompo, nur mit dem Revolver bewaffnet, glaubte sein letztes Stündlein nahe. Doch die mähnenumwallte Bestie schien keinen Appetit auf Mischlingsfleisch zu haben und verschwand langsam hinter den Sandhügeln. Etwas an den Bewegungen des Raubtieres fiel dem erfahrenen Mompo so sehr auf, daß er ihm ohne Furcht nachschlich, wenn auch in sehr respektvoller Entfernung. Die Bestie hielt sich stets in flachen Mulden, entzog sich so häufig Mompos Blicken und strebte in weitem Bogen nach Norden der Schlucht zu, in der die vier Opfer englischer Grausamkeit ein vorläufiges Heim gefunden hatten. Der Somali blieb dem Löwen auf den Fersen. Ihm war ein merkwürdiger Gedanke gekommen. Und darüber wollte er sich Klarheit verschaffen. So ging es denn Meile um Meile weiter in die Wüste hinein, stets in Bodensenkungen entlang. Deshalb hatten die drei anderen auch nichts mehr von dem Somali bemerkt. Schließlich war die Bestie dann auf felsigem Boden unweit des nördlichen Teiles der Schlucht dem hartnäckigen Verfolger ganz aus den Augen gekommen. Alles Suchen half Mompo nichts. Der Fels nahm keine Spuren auf. Und außerdem mußte der Somali auch recht vorsichtig sein, damit das Raubtier ihn nicht unvermutet hier zwischen Steinblöcken angriff.

Mittlerweile war die Dämmerung angebrochen. Da hatte Fritz Tümmler, der seinerseits wieder Mompos Spuren gefolgt war, diesen endlich erreicht. Sie hätten nun eigentlich die beiden bei der Naturruine Zurückgeblieben, um sie nicht in Angst und Sorge zu versetzen,

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W. Belka: Die Schlucht in der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Schlucht_in_der_W%C3%BCste.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)