Seite:Die Perle der Königin.pdf/40

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jagd hatte ihn bisher um die halbe Erde geführt. Immer bei der Einfahrt in einen neuen Hafen war in ihm die Hoffnung aufgestiegen, daß nun endlich das eintreten würde, worauf er seit Jahren wartete. Aber der vorsichtige Spitzbube schien andere Pläne zu verfolgen. So gelangten der Verfolger und der Verfolgte schließlich nach Bombay. Und hier erwarb Franz Gneifenger, wie er sich jetzt nannte, den kleinen Schoner, den er hochtönend „Esperanza“ (Hoffnung) taufte und mit dem er nun in der Roxara-Bucht Perlenfischerei betrieb, ein Unternehmen, das fraglos nur von ihm angefangen worden war, um einen neuen Schwindel in Szene setzen zu können. Davon, daß der gefürchtete Berliner Privatdetektiv Dr. Manhard ihm auf den Fersen war, ahnte er nichts. Vielleicht kannte er dessen Namen als gebürtiger Wiener nicht einmal.

So war der junge Deutsche nach der Westküste Vorderindiens in diese weltferne Gegend gelangt. Und kaum hier angekommen, streckte das Märchenland bereits seine geheimnisvollen Fänge nach ihm aus und verstrickte ihn in Abenteuer, deren unklare, erste Spuren recht vielverheißend waren. Ein so reiches Feld für seine eigentliche Begabung hatte Manhard hier nie und nimmer zu finden gehofft. Jetzt fühlte er sich so recht in seinem Element! Dazu noch dieses schwimmende Heim mit seiner deutschen Gemütlichkeit, der Verkehr mit zwei Menschen, denen er sofort echt deutsche Denkungsart angemerkt hatte, und schließlich diese Umgebung mit dem ganzen Zauber einer tropischen Landschaft, – was konnte ihm wohl das Geschick besseres bescheren!

Dann lenkten die Gedanken des Detektivs wieder in Bahnen ein, wie sie die merkwürdige Sachlage verlangte. Bisher hatte er dem alten Kruse nichts von seinen Beobachtungen in der Kneipe des Chinesen mitgeteilt.

Empfohlene Zitierweise:
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)