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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Hause dieser Leute?” u. s. w. Ach daß die Menschen doch etwas mehr den Naturgegenständen glichen, daß sie sich mit einem positiven Inhalt einander näherten und ihre Freude daran fänden, durch stille Mittheilung desselben auf einander zu wirken, wie unendlich mehr würden sie uns entlocken, wie unendlich mehr würden sie von uns zu wissen bekommen, als durch solche gedankenlose, oberflächliche Fragen, welche übrigens auch die Denkenden hier im Lande mißbilligen und worüber sie sich eben so lustig machen, wie nur je Ausländer. Uebrigens fehlte es bei diesem Picknick auch nicht an solchen Personen, wie ich sie so eben wünschte. Da war besonders eine liebenswürdige junge Frau, seelenvoll und frisch, wie der singende Strom, wie der wehende Baum. Bei ihr zu sitzen, sie anzusehen, ihren seelenvollen Mittheilungen zu lauschen, war mir eine liebliche Erquickung. Aber kaum waren wir recht in unserem tête-à-tête, als die fragende Dame mit der scharfen Stimme wieder kam, sich vor uns setzte und ihr Examen neu begann.

Wenn ein Frauenzimmer mir gefällt und wir uns zu einander hingezogen fühlen, so ergibt es sich gewöhnlich von selbst, daß ich bald irgend ein Stück von ihrer Biographie bekomme. In der Lebensgeschichte dieser jungen Frau frappirte mich folgender Zug: von einem großen und zermalmenden Kummer getroffen, fühlte sie, daß sie unter demselben erliegen, oder aber ihm, ihren Gedanken, sich selbst durch eine Reise sich entziehen müßte. Ohne einen andern Plan oder Zweck, als nur zu reisen, setzte sie sich auf einen Eisenbahnwagen und ließ sich vom Zug in die weite Welt hinausführen. Die Bäume wehten und winkten ihr zu draußen in der Welt, die Wolken segelten vor ihr her, und je mehr sie ihnen folgte, je mehr die Gegenstände wechselten und immer neuen Platz machten, um so leichter und besser wurde es ihr zu Muth. Sie konnte freier

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/475&oldid=- (Version vom 9.12.2023)