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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

denkenden Dame und ihren gut erzogenen Söhnen in ihren größeren Zügen wohl bekannt ist. Es ist beinahe Mitternacht, wenn ich mit Hülfe eines alten treuen Dieners über den schwachen schwankenden Steg, der über das Brücklein führt, voltigire. Es bläst stark vom Meer her und die Wogen brausen gewaltig. Das südliche Kreuz mit seiner Glorie von den Sternen des Centaurs und der prächtige Stern Canopus in dem Schiff Argo stehen klar über dem Meer am südlichen Himmel. Ich grüße sie und krieche in meine Hütte hinein. Das Licht wird vom Wind ausgeblasen. Aber die Sterne gucken durch die Fensteröffnung gegen das Meer zu herein. Die Bettvorhänge wehen und flattern im Winde. Aber es ist Cubas Wind. Ich lege mich von ihm umsaust ins Bett, kann nicht viel schlafen, genieße aber ein unnennbares Wohlbehagen, fühle mich gleichsam auf den Fittigen des Windes getragen von dem frischen weichen Geiste des Meeres. Es ist mir, als ob ich keinen Leib hätte.

Am nächsten Morgen sieht es bedenklich aus. Der Himmel ist klar. Aber der Nachtwind hat das Meer am Ufer aufgejagt und dauert fortwährend mit derselben Stärke an, der Strom schwillt und überschwemmt den Boden rund um unsere Hütten. Pfütze an Pfütze entsteht und die Pfützen laufen zu kleinen Seen zusammen. Man kann nicht mehr von der einen Hütte zu der andern gehen. Wir platschen wie Enten im Wasser. Die Familie geräth in Angst. „Wenn dieser Wind anhält, so sind wir morgen rings umfluthet.“

Der Wind währt fort. Man kann sich jetzt nur noch im Boot zwischen den Hütten hin bewegen. Das Wasser kommt bis zu Madame Carreras Piazza herauf. Man kann nicht mehr ausgehen. „Das wird unausstehlich.“ Und man faßt einen schnellen Beschluß am nächsten Morgen die Playa dem Meer zu überlassen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/249&oldid=- (Version vom 15.9.2022)