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fand er sich nur schwer in die Wirklichkeit zurück. Er hatte so friedlich von seiner Berliner Heimat geträumt, von der Bahnstrecke Berlin-Werder, auf der er zuletzt die Züge als Schaffner begleitet hatte. Und nun saß er hier eine stattliche Anzahl von Metern unter der Erde, und draußen wütete ein Artilleriekampf, wie er ihn sich trotz aller bisher gelesenen Berichte von den Kriegsschauplätzen so furchtbar doch nicht vorgestellt hatte. – Ja – tobte denn der Kampf wirklich noch? – Er lauschte angestrengt. Nein – draußen herrschte jetzt offenbar Ruhe. Es hieß also die Gelegenheit schleunigst benutzen, um wieder ins Freie zu den Seinen zu gelangen.

Eilig erhob er sich, hing den Tornister über und kehrte an den von der Granate hergestellten Ausgang zurück. Nun stand er unter dem vielleicht anderthalb Meter breiten, runden Loche, sah über sich den blauen Himmel und … erkannte nur zu bald, daß die Höhle für ihn zu einer richtigen Mausefalle geworden war, aus der es kein Entweichen gab. So oft er nämlich auch auf allen Vieren auf der schrägen, aus losem Erdreich bestehenden Rutschbahn nach oben zu klettern versuchte, – stets gab die lockere Erdschicht nach und glitt mit ihm wieder abwärts.

Da bekam Plautsack es mit der Angst. Gelang es ihm nicht, wieder an die Oberwelt zurückzuklettern, so mußte er hier unten jämmerlich verhungern, denn die Aussicht, durch Hilferufe irgend jemand auf sich aufmerksam machen zu können, erschien ihm äußerst gering. Während er noch so recht bedrückten Herzens dastand und mit zurückgebeugtem Kopf durch den Erdtrichter über sich sehnsüchtig den wolkenlosen Himmel anstarrte, erlebte er ein Schauspiel, welches seine bangen Gedanken für eine Weile

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)