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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Der Mittellandkanal. Durch den Mittellandkanal soll die so nötige Verbindung zwischen den Wasserstraßen des Ostens und Westens in Preußen hergestellt werden. Im besonderen soll der geplante Schifffahrtsweg den Dortmund-Ems-Kanal mit der Elbe verbinden. Nach dem Plan der Regierung würde der Kanal bei Bevergern nördlich von Münster beginnen und in östlicher Richtung über Bramsche, Lauenhagen, Hannover, Gifhorn, Oebisfelde, Neuhaldensleben und Wolmirstedt die Elbe östlich von Heinrichsberg, gegenüber dem Ihlekanal, erreichen. Um seine Verbindung mit dem Rhein zu erlangen, ist der Dortmund-Rhein-Kanal geplant, welcher in der Nähe von Herne aus dem Dortmund-Ems-Kanal abzweigen und bis zum Rhein in der Gegend von Laar unter dem Namen Emscherthalkanal geführt werden soll.

Uebersichtskarte des Mittellandkanals.

Der Mittellandkanal selbst würde nicht weniger als neun Seitenkanäle: von Bramsche nach Osnabrück, von dem Weserkreuzungspunkt nach Minden, von Lauenhagen nach Stadthagen, von Hannover nach Linden, von Misburg nach Hildesheim, von Großsteinwedel nach Lehrte, von Immensen nach Peine, von Gifhorn nach Braunschweig und von Heinrichsberg nach Magdeburg entsenden.

Die den Hauptkanal durchquerenden Flüsse beabsichtigt man in Brückenkanälen zu überschreiten, Eisenbahnen und andere Wege werden auf Brücken übergeführt. Da die Weser hauptsächlich den Kanal speisen soll, so wird bei Rintelen ein Zubringer abgeleitet werden, der, das Wesergebirge in Stollen durchschneidend, über Bückeburg den Kanal bei Frille erreicht. Die gesamte Länge des Mittellandkanals wird 325 km betragen, die Sohlbreite 18, die Spiegelbreite 33 und die Tiefe 2,50 m. Trotz der bedeutenden Länge des Kanals sind Steigungen und Gesälle nur unbedeutend. Von Bevergern an bleibt der Wasserspiegel auf 173 km Länge 49,80 m ü. M. und erreicht bei Misburg die Scheitelhöhe von 56,60 m, die er auf 92 km beibehält. Die Höhe von Misburg wird mit Hilfe einer Schleuse überwunden, während drei auf 48 km verteilte Schleusen den Abstieg bis Wolmirstedt bewerkstelligen. Dann folgen für den nördlichen Arm noch zwei Schleusen und eine Abschlußschleuse und für den Magdeburger Arm eine Abschlußschleuse. Alle diese Schleusen sollen eine Länge von 67, eine Thorweite von 8,60 m erhalten.

Die Baukosten der Hauptlinie sind auf 125, der genannten Seitenkanäle auf 42,7 Millionen Mark berechnet. Der jährliche Verkehr auf allen Linien wird auf 31/2 Millionen Tonnen geschätzt. Emil Jung.     


Allerlei Winke für jung und alt.

Eckiges Tablettdeckchen. Weißes Leinen bildet die Grundlage des zierlichen, für ein kleines japanisches Tablettchen bestimmten Deckchens.

Eckiges Tablettdeckchen.

Es mißt 14 cm Breite bei 20 cm Länge. Der wirkungsvolle Rand zeigt Rokokoform und ist goldgelb gehalten. Nachdem man das Muster dem Stoff übertragen hat, wird der Außen- und Innenrand in der bekannten Art der Richelieustickerei gestickt, die derart gearbeitet wird, daß ein feines weißes Schnürchen, in unserem Falle starkes drelliertes Häkelgarn, die Konturen entlang geführt und mittels der gelben Seide anlanguettiert wird. An einigen aus der Abbildung ersichtlichen Stellen wird der Stoff zwischen der Stickerei fortgeschnitten. Das übrige Muster wird teils in Platt-, teils in Stielstich gestickt.

Ovales Tablettdeckchen.

Ovales Tablettdeckchen Von schöner Wirkung ist das ovale Deckchen, dessen Rand von Epheublättern gebildet wird, die sich von dem weißen Leinen der Grundform wirkungsvoll abheben. Bei einer Länge von 20 cm ist es 16 cm hoch. Die Blätter werden dicht mit hellblauem Stickgarn languettiert, die Blattrippen in rotem Grätenstich gestickt. Der Innenrand und die Punkte sind gleichfalls rot gehalten.

Gemaltes „Thränenkrüglein“. Die Glaskrüge, in welchen der berühmte Tiroler Wein „St. Magdalenas Thränen“ verkauft wird, sind von so gefälliger Form, daß sie fast zur Bemalung herausfordern, um, gleich den gemalten Bocksbeuteln, zur Aufnahme von Liqueur zu dienen. Ein einfaches persisches Motiv wie das bei unserem Modell erfordert nicht viel zeichnerisches Können und ist in den frischen Tönen von Rot, Blau, Grün, sowie ein wenig Weiß mit einmaliger Uebermalung vollendet. Selbstverständlich kann man auch ein japanisches oder ein mehr naturalistisches Motiv wählen. Oelfarbe ist der Emailfarbe vorzuziehen, da sie feineres Ausarbeiten gestattet. L. v. Sp.     

„Thränenkrüglein“.

Helle Schürze zu Sommerkleidern. Der untere Teil dieser sehr hübsch und duftig aussehenden Schürze besteht aus dem jetzt so modernen geblümten Musselin. Etwa weiß mit lila. Man hat davon 90 cm nötig, näht unten ein Saum- und darüber drei oder mehr Querfältchen ab, bis die Schürze die gewünschte Länge hat. Der untere Rand des Saumes wird mit einer hübschen Spitze versehen. Statt eines Latzes schneidet man einen vorne 15 cm, hinten 6 cm hohen sogenannten Medicisgürtel. Rechts und links von der oberen Spitze desselben werden 4 cm breite und 60 cm lange Streifen angesetzt, die als Träger dienen und am Ende in spitzem Winkel verbunden werden. Gürtel und Träger bestehen aus Satin, der, da die Schürze lila gedacht, in dieser Farbe zu wählen wäre. Der obere und der untere Rand des Gürtels werden mit Spitze glatt überzogen, ebenso die Träger, jedoch wird hier die Spitze nur von einer Seite her aufgesetzt. In der vorderen Mitte des Gürtels wird ein Fischbein angebracht, der Gürtel dann rückwärts gefüttert und die Schürze, deren oberer Rand in Falten gelegt ist, dazwischen befestigt. Den Schluß des Gürtels schmückt ein zierliches Bandschleifchen.

Will man die Schürze nicht waschecht, sondern nur elegant machen, so fertigt man sie aus elfenbeinweißem Wollkrepp und seidenem Gürtel.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 612_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0612_a.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)