Seite:Die Gartenlaube (1895) 289.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1895)


 Wiegenlied.

In der Wiege von süßem Traum
Schlummert mein Liebling umfangen,
Lächelt leise und atmet kaum,
Rosig schimmern die Wangen –
Gott, der über den Sternen wacht,
Höre mein Bitten und Flehen:
Lasse mein Kind bei Tag und Nacht
Gnädig in Deinem Schutze stehen!

Bis den sicheren Grund es fand,
Laß mich es stützen und halten
Und mich lehren die kleine Hand
Zum Gebete sich falten;
Blumen, die unverwelklich blüh’n,
Laß für mein Kind mich sie pflücken,
Ihm mit der Myrte verheißendem Grün
Noch die bräutlichen Locken schmücken.

Und wenn einst meine Frist verstrich,
Lasse mein Kind mich umschweben.
Daß es in seiner Nähe mich
Fühle sein ganzes Leben;
Bleibt ihm die Prüfung nicht erspart,
Führst Du’s auf dornigen Wegen,
Sei zum Troste ihm stets bewahrt
Mutterliebe und Gottessegen!
 Albert Traeger.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Leipzig: Ernst Keil, 1895, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_289.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2023)