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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Weise sofort nach seinem Regierungsantritt. Die Araber drängten sich an den neuen Herrscher heran und bewogen ihn, die Christen zu verderben; Muanga ordnete eine regelrechte Christenverfolgung an. Viele der schwarzen Bekenner Christi besiegelten ihren Glauben mit ihrem Blute und starben auf dem Scheiterhaufen einen qualvollen Tod, viele mußten sammt den Missionaren aus dem Lande fliehen. Inzwischen gewöhnte sich der König das Hanfrauchen und Trinken an und trieb es selbst den Mohammedanern zu toll, sodaß sie meuterten und den Gehaßten verjagten. Sie wählten nunmehr einen Bruder Muangas, Kiwewa, zum Kabaka, und als dieser ihnen nicht gehorchte, wandten sie sich an Karema, einen dritten Bruder, der Kiwewa gefangen nehmen und enthaupten ließ.

Der vertriebene Muanga ging zuerst zu den arabischen Händlern am Südufer des Viktoria-Njansa; er wurde aber hier so schlecht behandelt, daß er sich schließlich zu den französischen Missionaren in Ukumbi flüchtete. Vorher ein Verfolger der Christen, nahm er jetzt selbst das Christenthum an, und die versprengte Schar der Christen sammelte sich um ihn als um den rechtmäßigen Herrn von Uganda. Im April des Jahres 1888 pflanzte Muanga seine Standarte an der Mündung des Kageraflusses auf, die ugandischen Christen begannen den Kampf gegen den mohammedanischen Anhang Karemas. Die Schlachten fielen indessen nicht immer zu Gunsten der Christen aus und ihre Lage war eine bedrängte.

Um jene Zeit waren englische Expeditionen in der Nähe von Uganda angelangt. In Kawirondo im Nordosten des Viktoria-Njansa stand Jackson, der Beauftragte der Britisch-ostafrikanischen Gesellschaft, mit 500 Flinten; die Christen baten ihn um Hilfe, aber Jackson hatte nicht den Muth, in Uganda einzurücken. Um die gleiche Zeit zog Stanley mit den Geretteten, Emin und Casati, an der Südgrenze von Uganda vorüber, derselbe Stanley, der einst Missionare in das Land gerufen hatte. Eine Abordnung der Christen erschien in seinem Lager und rief seinen Beistand an, allein Stanley hatte eine heilige Scheu vor der Macht Ugandas und zog nach der Küste, trotz des Widerspruchs von Emin die schwarzen Christen ihrem Schicksal überlassend.

Kurze Zeit darauf erschien eine dritte Expedition im Osten des Viktoria-Njansa. Sie war, was die Zahl der Flinten anbelangt, die schwächste von allen. Es war die deutsche „Emin Pascha-Expedition“ und ihr Führer Dr. Karl Peters[WS 1]. Seine kleine kriegsgeübte und unerschrockene Schar hatte die wildesten Stämme des Ostens bezwungen, und der Ruf dieser Siege ging ihr voran. Als nun Peters von der Noth der Christen erfuhr, zögerte er keinen Augenblick, ihnen Beistand zu bringen. Sein Erscheinen inmitten des verwüsteten Landes war von den heilsamsten Folgen begleitet: Karema floh an die Grenze von Unjoro, Peters stattete den Christenkönig Muanga mit Pulver aus und erwirkte von ihm das Verbot des Sklavenhandels in Uganda.

Schon während seines kurzen Aufenthaltes hatte er die Freude, das schnelle Aufblühen des Landes beobachten zu können.

„Im Norden von Mengo,“ schreibt er in seinem letzten Werke, „war alsbald unter mächtigen Bäumen der tägliche Markt wieder eröffnet worden, und massenhaft, mit jedem Tage mehr, strömten die christlichen Flüchtlinge von allen Seiten in ihre Heimath zurück. Fast wie Blüthen nach einem Frühlingsregen schossen auf allen Hügeln Häuser und Dörfer wieder empor. Die breiten schönen Wege, welche mit Gras überwachsen waren, waren bald wieder gereinigt und gewährten den netten Eindruck, welcher allen diesen Ansiedlungen eigen ist. Ueberall wurde geschaufelt und gepflanzt, und, da merkwürdigerweise mit unserem Einzuge ins Land auch der Regen wieder gekommen war, so grünte und blühte es bald an allen Orten und Enden. Die Gemeinden beider Bekenntnisse gingen auch sofort an die Erbauung von Gotteshäusern. Das Symbol und der Segen des Kreuzes waren überall bemerkbar.“

Wir schließen hiermit die Geschichte des wichtigsten Negerreiches an den Ufern des Viktoria-Njansa. Die Saat, welche hier von christlicher Gesittung ausgestreut wurde, ist bereits aufgegangen; aber sie bedarf noch des Schutzes vor der rohen Gewalt der Araber. Die Anwesenheit der Deutschen an den Ufern des Sees, die von Emin gegründete Station und der Dampfer, der hinaufgebracht werden soll, werden ohne Zweifel mittelbar die Macht der Christen in Uganda stärken, obwohl dieses Land auf Grund des deutsch-englischen Abkommens nicht mehr zum Machtbereich von Deutsch-Ostafrika gehört. Die Hauptthätigkeit der Deutschen wird sich auf die mehr südlich gelegenen Länder erstrecken, unter denen Karagua, das Vasallenreich Ugandas, die hervorragendste Stelle einnimmt.




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Das Los des Schönen.

Erzählung aus dem achtzehnten Jahrhundert. Von Stefanie Keyer. Mit Abbildungen von René Reinicke.

 (1. Fortsetzung.)

Dem Wink der Schwester gehorsam wandelte Lida mit ihrem Begleiter dem Theil des Gartens zu, wo das Wasser der Gräben in dem Rasen eine keine Bucht bildete. Dort hatte Lida dem Zeitgeschmack gemäß eine der babylonischen Weiden angepflanzt, die noch nicht gar lange als schwanke, zufällig in einen Feigenkorb verflochtene Reiser nach Europa gekommen und von dem Dichter Pope eingebürgert worden waren. Eine kleine Urne stand unter den hängenden Zweigen; Vergißmeinnicht säumten das Ufer ein, welches Lottes üppigen Anpflanzungen von Brunnenkresse abgenommen worden war. Auf der schlicht aus knorrigen Aesten gefügten Bank ließen sie sich nieder. Die langen, mit den ersten schmalen Blättchen und Kätzchen bedeckten Zweige spielten in dem Wasser, das von der lauen Abendluft in kleinen Wellen herangetrieben wurde. Jenseit des Wassers stiegen die starken altersgrauen Mauern des ehemaligen Schlosses auf, die tiefen Fenster blinzelten in der Abendsonne wie die Augen eines greisen Kobolds.

„Welch trautes Plätzchen!“ sagte der junge Offizier, mit sichtlichem Behagen sich umschauend.

Sie nickte. „Dort von meinem Fenster aus habe ich geraden Blick darauf.“

„Wie muß es schön sein, in einer so friedlichen Heimath zu leben!“ sprach er leise, wie für

sich. Und da sie ihn fragend ansah, fuhr er fort: „Ich habe nie eine solche gekannt. Mein Vater ist wie ich Offizier in der Leibgarde gewesen, meine Mutter Hofdame bei der hochseligen Frau Landgräfin. Beide starben so früh, daß mir nur eine halbverwischte Erinnerung an sie geblieben ist. Wir sind immer sehr arm gewesen. Ich wurde durch die Gnade meines Landesherrn in der Schule für Ritterbürtige erzogen, wurde Page, Kavalier, Offizier, wie man mich eben brauchen konnte. Ich weiß mich der Zeit nicht zu entsinnen, wo ich einmal mit meinem Taufnamen Heinrich gerufen worden wäre, und – lachen Sie mich

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 624. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_624.jpg&oldid=- (Version vom 28.9.2023)