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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Kontreadmiral v. Kall ernannt. – Beide Geschwader vereinigt, werden später die große „Manöverflotte“ bilden, der dann noch eine größere Abtheilung von Torpedobooten in zwei Divisionen sich angliedern wird.

Ein drittes Geschwader, das „Kreuzergeschwader“, dient draußen an der ostafrikanischen Küste dem Vaterlande unter dem Befehl des Kontreadmirals Deinhard. Zur Zeit besteht es aus der Kreuzerfregatte „Leipzig“ als Flaggschiff und aus der Kreuzerkorvette „Carola“. Dazu kommen die Kreuzer „Möwe“ und „Schwalbe“ und der Aviso „Pfeil“. Es war früher ein fliegendes Geschwader, ohne feste Station, ohne ein für allemal gültige Seegelordre: heute in Sidney, morgen Anker auf nach den Samoainseln; plötzlich vor Hongkong in Sicht, einige Monate später in Sansibar seine Geschütze zeigend; nach erreichtem Zweck durch den Indischen Ocean zurück, vor dem stürmenden Monsun fahrend mit gerefften Marssegeln und in Singapore nach langer, beschwerlicher Reise wie müde zu Anker gehend; manchmal bis zu fünf Monate lang ohne Post, immer beweglich, schlagfertig im Dienst und auf das Wort des Kaisers; fern von der Heimath auf Jahre; bald im Passat in prächtiger Fahrt, und dann einmal vom Teifun umwettert: harter Dienst, schöner Dienst! Nun liegen die obengenannten Schiffe seit Monaten wieder an der ostafrikanischen Küste im furchtbar schweren Blokadedienst gegen die Sklavenhändler und Aufständischen. Ein einsamer Dienst, wie jedes Schiff rastlos die ihm zugewiesene Küstenstrecke abfährt und seine Boote in gleichmäßigen Entfernungen zu Wasser läßt, um durch sie mit der dazu gehörigen Mannschaft und je einem Offizier auf freier See bei Tag und Nacht, bei unwirthlich wildem Wetter und im heißen Sonnenbrand den jedem Boot zugetheilten Küstenstrich abkreuzen und bewachen zu lassen, etwa von 24 zu 24 Stunden ihnen Ablösung bringend.

Es bleibt der eine und der andere draußen auf Nimmerheimkehr, den das Fieber dahingerafft und den sie ins viel tausend Fuß tiefe, kühle Seemannsgrab versenkt oder am fremden Strande unter Palmen begraben haben, wo ihm die Brandung das Schlummerlied singt. Was thut’s! Im Dienst gestorben ist kein Strohtod, sondern immer Vikingstod in Waffenehren; und die Erde ist überall des Herrn. –

(Schluß folgt.)




Blätter und Blüthen.

Das sächsische Königspaar. (Zu dem Bilde S. 453.) Das Fürstenpaar, welches heute im Mittelpunkte des Glanzes steht, den das achthundertjährige Jubiläum des Hauses Wettin verbreitet, ist König Albert von Sachsen, geboren am 23. April 1828, und seine um fünf Jahre jüngere Gemahlin Carola aus dem Hause Wasa. Als ältester Sohn des greisen Königs Johann folgte König Albert 1873 seinem Vater auf dem sächsischen Königsthrone, nachdem er bereits zwanzig Jahre vorher sich mit der genannten Prinzessin vermählt hatte. Was der Kronprinz Albert als kommandirender General des XII. (k. sächsischen) Armeecorps, dann als Oberbefehlshaber der IV. oder Maasarmee in dem großen Kriege geleistet hat, das ist noch in aller Erinnerung. Er hat die Sachsen bei dem heldenmüthigen Sturm auf St. Privat befehligt, der den Sieg vom 18. August entschied und der einen unvergänglichen, wenn auch schmerzlich blutigen Lorbeer um die Stirn der sächsischen Truppen wand. Heute bekleidet König Albert in der deutschen Armee den Rang eines Generalfeldmarschalls.

Aber auch als Fürst des Friedens hat sich König Albert erwiesen. Sachsen erfreut sich unter seiner Regierung eines fröhlichen Gedeihens, Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften blühen, und die Staatskassen weisen reiche Ueberschüsse auf. Unter glücklichen Zeichen rings umher feiert so das sächsische Volk das Fest seines Fürstenhauses mit.

Wider die Mückenplage. Für manche Gegenden unseres Vaterlandes ist die Frage der Mückenvertilgung von großer Bedeutung, um so mehr, da sie in jedem Sommer und überall von neuem auftaucht. Bei der Bekämpfung aller derartigen Plagen muß die Hauptaufgabe immer darin liegen, der Entwickelung des betreffenden Geschöpfes – gleichviel ob thierischen oder pflanzlichen Schmarotzers – Einhalt zu thun. Die Befehdung, beziehungsweise Vertilgung der bereits aufgetretenen Plagegeister ist in den meisten Fällen überhaupt nicht mehr möglich. Als eine unerläßliche Bedingung für den Erfolg ist sodann immer die zu erachten, daß wir auf Grund unserer Kenntniß ihrer naturgeschichtlichen Entwickelung die Vernichtung auszuführen suchen.

Bekanntlich entwickeln sich die Eier und Larven der Stechmücken in stehenden Gewässern, Sümpfen, Mooren, Lachen, Gräben und selbst sehr langsam fließenden Bächen. Haben wir sie auf verhältnißmäßig beschränkten Gebieten der angegebenen Art vor uns, so ist ihre Unterdrückung einfach und unschwer zu erreichen; in weit ausgedehnten Gewässern dagegen erschien dies bisher kaum möglich. Im ersteren Fall braucht man auf die Wasserfläche nur Petroleum auszugießen, welches sich in dünner Schicht weithin von einem Ufer zum andern verbreitet und die Mückenbrut tödtet. Ebenso wirksam ist irgend ein fettes Oel, je billiger, desto bester. Wollte man nun das Petroleum als das allerdings am kräftigsten wirkende Mittel über weite Gräben und Sumpfflächen ausgießen, so würde die dadurch verursachte Plage wohl noch schlimmer sein als die der Mücken, denn das verdunstende Petroleum ist ja der menschlichen Gesundheit sehr schädlich. Empfehlenswerther ist das fette Oel, so besonders roher Leberthran. Ein Löffel voll davon überzieht einen Graben auf eine weite Strecke hin, und im ganzen etwa ein Liter, nicht auf einer Stelle, sondern hier und dort ausgegossen, kann das flache Wasser eines Bruchs wer weiß wie weit hin mit seiner dünnen Schutzdecke förmlich überlaufen.

Gleicherweise brauchbar ist Theer, namentlich Holz-, doch auch der billigere Steinkohlentheer, dessen Geruch ja keineswegs so lästig und der auch nicht für die Gesundheit gefahrdrohend wie das Petroleum ist. Man rührt in einer Tonne Theer mit Wasser an, fährt sie hinaus nach den Sümpfen und Tümpeln und gießt hie und da ein Maß voll auf die Wasserfläche. Zu beachten ist dabei, daß man keines dieser Mittel dort anwenden darf, wo Fische in den Gewässern zu finden sind; aber diese dürfen ja an sich schon als die besten Vertilger der Mücken gelten, und wo man die Wasserlöcher, Gräben u. a. mit Karauschenbrut möglichst reichlich besetzen kann, liegt darin die beste und vorteilhafteste Mückenvertilgung. Die von mir vorgeschlagenen Mittel sollte man etwa von der Mitte des Monats Juli und den August hindurch, unmittelbar vor der Entwickelung der Mückenlarven, mehrmals anwenden.

Alle übrigen künstlichen Hilfsmittel, so die Mückenschleier, selbst besondere Mückenlampen, ferner Heilmittel beim Mückenstich, können natürlich nur als Nothbehelf gelten.

Zur Fernhaltung der Mücken dienen am besten gewisse riechende Stoffe, einige Oele wie Nelkenöl und fettes Lorbeeröl, auch Eukalyptusöl, dessen Geruch jedoch auch von vielen Menschen nicht ertragen wird. Am sichersten wirkt übrigens die Cigarre, deren Rauch die Mücken ebenso wenig wie alle anderen Kerbthiere leiden können. Zur Zerstörung des Giftes unmittelbar nach dem Stiche nimmt man den sogenannten Salmiakgeist, ist die Entzündung aber bereits vorgeschritten und droht sie in Eiterung überzugehen, so macht man Umschläge von Carbolwasser oder mit Bleiwasser. Weicht die Entzündung nicht bald zurück, so ist wohl gar ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dr. Karl Ruß.

Herman Schmids Gesammelte Schriften. Ein alter Freund der Gartenlaubeleser tritt in neuem Gewand einen neuen Gang durch die Welt an, Herman Schmid. Zwanzig Jahre lang, von 1860 an, da die „Huberbäuerin“ „das Eis brach“, bis zu seinem Tode 1880 ist er ein treuer, fleißiger und fruchtbarer Mitarbeiter der „Gartenlaube“ geblieben, jeder Jahrgang fast brachte ein neues Kind seiner Muse, ja mancher ihrer gar zwei. Schmid selbst hat es einmal ausgesprochen, der „Gartenlaube“ verdanke er seinen Namen und seine Popularität, aber diesen Dienst hat er dem Blatte reichlich vergolten durch sein glückliches Talent als Erzähler bayerischer Dorf- und Volksgeschichten. Uebrigens war Herman Schmid nicht bloß Erzähler, sondern auch Dramatiker, ja er selbst legte eigentlich viel mehr Werth auf seine Bühnenwerke als auf seine Erzählungen, eine eigenthümliche Erscheinung, denn mit seinen Erfolgen als Theaterdichter war es spärlich bestellt. Die Verlagshandlung von Ernst Keils Nachfolger in Leipzig hat denn auch in die neu erscheinende Volks- und Familienausgabe von Herman Schmids gesammelten Schriften nur die Romane und Novellen aufgenommen, diejenigen Werke seiner Feder, auf denen sein Ruhm und sein dichterischer Werth beruht. Die Ausgabe ist einfach, aber hübsch und gediegen ausgestattet und erscheint in vierzehntägigen Lieferungen zu einem so billigen Preise, daß die Erwerbung dieses Hausschatzes auch dem weniger Bemittelten keine großen Opfer auferlegt.

Die Herzarbeit. Unaufhörlich, Tag und Nacht pocht das Herz in unserer Brust und unermüdlich arbeitet es; es kennt weder Schlaf noch Ruhe, so lange der Mensch lebt. Wie groß ist nun die Arbeit, die es stündlich, täglich im Laufe der Jahre vollbringt? Können wir sie messen wie die Arbeitskraft einer Maschine, die Arbeitsleistung eines Handarbeiters? Die Physiologen haben es gethan, und wir wollen die Ergebnisse ihrer Untersuchungen hier in aller Kürze mittheilen. Sie gehen doch jeden von uns nahe an, denn jeder hat ja ein Herz im Leibe. Diesem hat es mehr, jenem weniger zu schaffen gemacht, denn es giebt harte und weiche, gute und böse Herzen, aber alle sind unermüdlich fleißig und alle verdienen eine Lobrede.

Man vergleicht so oft das Herz mit einem feinen Uhrwerk – es schlägt ja immerfort wie eine Uhr – und da wird wohl auch die Arbeitskraft bei der Herzthätigkeit die Nebenrolle spielen, der feine Mechanismus die Hauptsache sein? Weit gefehlt! Die Uhr, selbst die größte, selbst eine Thurmuhr ziehen wir mit geringer Kraftanstrengung in kürzester Zeit auf, und sie geht alsdann 24 Stunden oder länger. Wenn sich nun das Uhrwerk des Herzens aufziehen ließe, wie viel Kraft müßten wir anwenden, um es für 24 Stunden aufzuziehen? Wir haben dabei nicht das Herz eines Kindes, sondern das eines Erwachsenen im Auge. Ließe sich diese Probe ausführen, dann müßten wir zu dieser Arbeit einen der stärksten Handarbeiter herbeiholen, und er müßte zwei volle Stunden lang angestrengt arbeiten, um mit diesem Aufziehen des Herzuhrwerks fertig zu werden.

Dieser Vergleich, der etwas hinken mag wie alle Vergleiche, beweist immerhin deutlich, daß das kleine Herz wirklich Großes leistet. Wir wollen es zahlenmäßig beweisen. Vorausschicken möchten wir dabei, daß als Einheit für die Messung dieser Thätigkeit, als die Elle, mit der wir die Arbeitsleistung eines Arbeiters messen, ein Kilogrammmeter (kgm) gilt, d. h. die Kraft, welche nöthig ist, damit ein Kilogramm in einer Sekunde einen

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