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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

124) Das Dienstmädchen Emma Auguste Keller, in Glauchau am 29. Juli 1861 geboren, schrieb 1880 von Budapest zum letzten Male an ihre Mutter, welche, tiefbetrübt, dringend um ein Lebenszeichen ihrer Tochter bittet.

125) Der Färbergesell Georg Oskar Johannes Krüger, geboren 22. April 1867 in Prettin a. d. Elbe, war im Winter 1886 in Basel in einer Seidenfärberei beschäftigt und ging im März desselben Jahres über Paris nach Lyon und Marseille, von wo aus er am 11. Juni seinen Eltern mittheilte, daß er in Frankreich keine Arbeit finden könne und deßhalb nach Spanien gehen wolle. Seitdem ist über seinen Verbleib unerachtet aller Nachforschungen nichts zu ermitteln.

126) Der Apotheker Gottfried Wilhelm Alexander Heidemann, geboren 18. März 1840 in Köslin in Pommern, schrieb am 27. März 1867 aus Hamburg an seine Schwester, daß er mit dem Kauffahrer „Eurydice“ nach Buenos-Aires segeln und später nach Australien gehen wolle. Seitdem ist er verschollen.

127) Der Bierbrauer Friedrich Wilhelm Oswald Junghanns, geb. 12. Januar 1845 in Lassen bei Lommatzsch im Königreich Sachsen, hielt sich bis zum Jahre 1880 bei dem Wurstmachermeister Zittlow in Saratow a. d. Wolga auf, von wo er am 15. November desselben Jahres den letzten Brief an seine Mutter schrieb.

128) Eine siebzigjährige Mutter bittet ihre Tochter auf diesem Wege um ein Lebenszeichen, da alle ihre Briefe an dieselbe als unbestellbar zurückgekommen sind. Die Tochter, Anna Schulz, geborene Schottmann, in Dresden am 7. August 1839 geb., lebte mit ihrem Manne, der Schneider ist, in Hamburg. Ende der siebziger Jahre sind die Eheleute verzogen, wie man sagt, nach dem Hannöverschen, wo der Mann ein ererbtes Haus übernehmen wollte.

129) August Ferdinand Everts, geb. 13. August 1864 in Barmen, verließ 15½ Jahre alt die Heimath, um als Schiffsjunge Dienste zu nehmen. Nach einer Fahrt an den afrikanischen Küsten kehrte er im September 1880 auf 14 Tage zum Besuche bei seinen Eltern zurück. Die zweite Fahrt ging von Bremen aus nach New-York, die dritte nach Westindien. Den letzten Brief an seine Eltern schrieb er unterm 29. Juli 1881 aus Rotterdam, von wo er auf einem Passagierboot nach England und von dort mit dem Schiff „Nieuwe Waterweg“ nach Ostindien fahren wollte. Seitdem ist er spurlos verschwunden, und die angestellten Nachforschungen ergaben nur, daß er mit dem genannten Schiff nicht abgefahren sei.

130) Wilhelm Hülpüsch, Schneidergesell, geboren am 2. September 1861 zu Maxsain, Regierungsbezirk Wiesbaden, verließ im September 1880 die Stadt Essen und ist zuletzt im Jahre 1882 in Stuttgart gewesen. Seit dieser Zeit hat seine Mutter keine Nachricht mehr von ihm erhalten.

131) Der Bergmann Georg Heinrich August Karl Schrodt, in Zellerfeld am Harz im Februar 1834 geboren, wanderte 1851 von Zellerfeld aus und gab sein letztes Lebenszeichen im Jahre 1860 von Adelaide (Süd-Australien) durch einen Brief an seine Mutter, worin er mittheilte, daß er Goldgräber geworden.

132) Robert Michaelis, geboren 22. Juli 1829 in Berlin, in England (Maidstone) verheirathet, wanderte im September 1852 mit dem Schiffe „Bongatoro“ nach Australien aus und ist seitdem verschollen.

133) Am 24. Aug. 1880 verließ der Schneidergesell Karl Bernhard Senf, geboren den 20. August 1862 zu Münchenbernsdorf, Großherzogthum Sachsen, seine Eltern, um auf die Wanderschaft zu gehen. Nachdem er zweieinhalb Jahre in Nord- und Süddeutschland gearbeitet hatte, ging er im März 1883 in die Schweiz, wo er fünf Monate in Nyon am Genfersee, dann fünf Monate in Lyon arbeitete. Auf seiner Reise nach Spanien sind ihm in Beziers, Kanton Herault, die Reisepapiere gestohlen worden, weßhalb er seine Weiterreise aufgeben und nach Mülhausen im Elsaß zurückkehren mußte. Auf einen dorthin gesendeten neuen Reisepaß im August 1884 fehlen nun alle Nachrichten vom Betreffenden, und seine tiefbekümmerten Eltern ersuchen ihren Sohn, ihnen doch Nachricht über seinen Verbleib zu geben.

134) Der Brauer Paul May, geboren am 12. Juni 1856 zu Hundsfeld, Kreis Oels, ging im November 1883 von Hamburg über London nach Australien (Melbourne). Ein mit ihm gleichzeitig dorthin abgesandter Geldbetrag von circa 100 Mark muß auf dem dortigen Postamt von ihm abgeholt worden sein, da ihn die Post nicht zurücksendete. Alle Nachforschungen über den Verbleib des Verschollenen waren bisher erfolglos.

135) Der Schuhmacher Friedrich Karl Julius Curth, geboren am 1. August 1861 zu Wiehe in der goldenen Aue, verließ im März 1881 seine Heimath und schrieb im Jahre 1883 an seinen Vater, daß er an Bord des englischen Schooners „Anna“, Kapitän Waler, als Matrose beschäftigt und am 19. Oktober nach Südamerika abgesegelt sei. Seit dieser Zeit hat sein alter Vater keine Nachricht mehr von ihm erhalten.

136) Der Maler Richard Ritter, geboren 27. Juli 1864 in Markvippach bei Weimar, war im Frühjahre 1885 in Freiburg in Baden beschäftigt und schrieb von dort im September desselben Jahres, daß er nach der Schweiz wandern wolle; seitdem ist er verschollen. Er ist taubstumm.

Schach.
Von J. Kotrč in Prag.

SCHWARZ

WEISS

Weiß zieht an und setzt mit dem dritten Zuge matt.
Auflösung der Schach-Aufgabe auf S. 648.
Weiß: Schwarz:
1. L e 4 – a 8 ! L g 2 – a 8 :
2. S b 5 – c 3 L a 8 – d 5 ! a)
3. S c 3 – e 2 † K f 4 – e 4
4. f 2 – f 3 matt.

a) Weiß droht mit 3. f 2 – f 3 nebst 4. S c 3 – e 2 oder d 5 matt. Schwarz widerlegt jetzt diese Drohung mit 3. … L d 5 – c 4 ! –

Spielt Schwarz 1. … L b 7 (c 6, d 5, e 4), so kann 2. S c 3 oder f 2 – f 3 etc. folgen. – Der Versuch von Weiß mit 1. L d 3 ! scheitert nur an L e 4 ! (2. S c 3, L : L, 3. f 3, L c 4 !). Der fein pointirte Einleitungszug 1. L a 8 ! bezweckt, den schwarzen Läufer im zweiten Zuge von der Diagonale f 1 – c 4 – a 6 abzubringen und erwirkt zugleich sein Betreten des Verderben bringenden Feldes d 5.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

K. in Z. Die Fabrikation von Kinderuhren wird in Paris in sehr großem Maßstabe betrieben. Es befinden sich dort mehrere Anstalten, welche täglich Tausende von Uhren liefern, die sich aufziehen und stellen lassen. In Paris allein werden jährlich 30 Millionen Stück solcher Uhren fertiggestellt. Die Spielwaarenindustrie steht jedoch in Deutschland auf einer höheren Stufe als in Frankreich. Die jährliche Ausfuhr aus Sonneberg in Thüringen allein erreicht den Werth von 10 bis 12 Millionen Mark. Näheres darüber finden Sie in der „Gartenlaube“, Jahrgang 1883, S. 279 und in dem Vortrag „Von den Produktionsstätten des Weihnachtsmarktes“. Von Karl Bücher (Benno Schwabe, Basel 1887).

L. N. in Leipzig. Am 14. September war es hundert Jahre her, daß Schiller’s „Don Carlos“ zum ersten Male in Leipzig gegeben wurde. Das Leipziger Theater beging dies Jubiläum mit einer Art von Festvorstellung. Sie wundern sich, daß Schiller damals die schwunghaften Verse seines „Don Carlos“ auf den Wunsch des Leipziger Regisseurs in Prosa auflöste. Es war dies gewiß eine saure Arbeit für den Dichter, eine That der Selbstvernichtung. Doch wahrscheinlich hatte der damalige Regisseur Reinecke, der spätere Darsteller des Posa, dies zur Bedingung gemacht für die Aufführung des Stückes in Leipzig – und auch unsere großen Dichter machten alle erdenklichen Zugeständnisse, wenn ihre Stücke nur gegeben wurden. So spröde war die deutsche Bühne stets gegenüber echten Dichtwerken.


Inhalt: Lisa’s Tagebuch. Von Klara Biller (Fortsetzung). S. 689. – Aller Anfang ist schwer. Illustration. S. 689. – Mahnungen aus den Hochalpen. Von Heinrich Noé (Schluß). S. 695. – Der Raub in der Thierwelt. Charakterdarstellungen von Adolf und Karl Müller. II. (Fortsetzung.) S. 697. Mit Illustrationen S. 697 und 698. – Der Unfried. Eine Hochlandsgeschichte von Ludwig Ganghofer (Fortsetzung). S. 699. – Das erste Jahr im neuen Haushalt. Eine Geschichte in Briefen. Von R. Artaria. X. S. 703. – August Junkermann als Reuter-Darsteller. Von Johannes Proelß. S. 704. Mit Illustration S. 701. – Meyer’s Konversationslexikon. Die Geschichte eines Buches. Von Friedrich Hofmann. S. 705. Mit Illustrationen S. 705 und 706. – Blätter und Blüthen: Deutsche Gouvernanten in England. S. 706. – Künstlerisches Ereigniß ersten Ranges. S. 706. – Norwegischer Wald. S. 707. Mit Illustration S. 692 und 693. – Vermißten-Liste S. 707. – Schach. S. 708. – Auflösung der Schach-Aufgabe auf S. 648. S. 708. – Kleiner Briefkasten. S. 708.


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Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 708. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_708.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2023)