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verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

No. 14.   1885.
Die Gartenlaube.


Illustrirtes Familienblatt.Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich 2 bis 2½ Bogen. – In Wochennummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig. – In Heften à 50 Pfennig oder Halbheften à 30 Pfennig.



 Osterzeit.

Nach der kurzen Fröhlichkeit
Unsres kleinen Mummenschanzes
Kommt die wahre Faschingszeit,
Kommt das Fest des Sonnenglanzes:
Ihrem großen Karneval
Stürmt die Erde jetzt entgegen,
Schon beginnt ihr, Berg und Thal,
Bunte Kleider anzulegen.

Lächelnd zerrt sie her und hin
Ihre Maskengarderobe,
Wirft den Schnee als Hermelin
Auf der Veilchen blaue Robe,
Launenhaft von Eis bestreut
Und durchwogt von Blumendüften,
Tanzt sie mit den Flocken heut,
Morgen mit den Frühlingslüften.

Auf einander folgt wie toll
Abends spät und früh am Tage
Lerchenjubel wonnevoll,
Amselschlag, die süße Klage.
Du, des Balles Königin,
Sonne, dringe durch, erhebe
Aller Herzen, Aller Sinn,
Und was todt noch scheint, belebe!

 Hermann Lingg.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1885, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_221.jpg&oldid=- (Version vom 18.5.2019)