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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)

Pauline Ulrich.
Originalzeichnung von Herbert König.

Sangeskunst erjagen, so wollte sie fortan dem hehren Berufe geweiht sein, im Tempel der Musen vor der lauschenden Menge dem Worte des Dichters die volle lebenathmende Gestalt und die begeisterte Seele zu leihen.

Das ward nun ein rechter Schreck und eine tiefe Sorge im stillen Bürgerhause der Familie Ulrich, dieses stürmische Drängen der lieben Tochter nach der Theaterlaufbahn. Denn allzu sehr war dem Vater bekannt, was dort hinter den blendenden Coulissen all’ Derer harrt, die nicht ein hervorragendes Talent und des Glückes Mithülfe bald in eine hervorragende, bevorzugte Stellung hebt. Und doch kannte ja der Musiker auch die unüberwindliche Macht des wahren künstlerischen Triebes und Berufes. So wurde denn der Entscheid auf strengste Prüfung und auf den Anspruch Sachverständiger über außergewöhnliche Begabung und die Gewißheit einer bedeutenden Zukunft gestellt. Diesen Spruch fällte die unerbittlichste Richterin, weiche aufzufinden war, die große Tragödin Frau Crelinger, die jedes halbe Talent vor zu später Enttäuschung zu bewahren pflegte. Und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_045.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)