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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

General v. Moltke.
Chef des großen Generalstabs der deutschen Armee.


mit Wilhelm für die Lieder von Robert Franz Propaganda machten und die vor zwanzig Jahren am Rhein noch ziemlich verpönten Pianofortecompositionen Robert Schumann’s vortrugen. Wilhelm’s Leistungen übertrafen selbstverständlich alle die seiner Umgebung bei weitem. Einer seiner Bekannten erzählte mir, daß einst zwei Freunde Wilhelm’s in seiner Wohnung nach heftigem Wortwechsel sich entzweit und dann mürrisch und verdrossen in den Schmollwinkel zurückgezogen hatten. Wilhelm sprach kein Wort, setzte sich an den Flügel und phantasirte. Sein ergreifendes Spiel stimmte die Grollenden so weich, daß sie sich die Hände reichten und sich gerührt umarmten.

Als Componist hat Wilhelm nur in kleinen Formen sich bethätigt. Lieder für einzelne Singstimmen, Männerchöre, Quartette für gemischten Chor, Pianoforte-Etuden, Salonsachen edlern Styls, selbst geschmackvolle Tänze und Märsche, um deren Composition man den stets gefälligen Musikdirector bei Gelegenheiten ersuchte, waren von dem ziemlich wählerischen Tonsetzer bekannt geworden.

Von Männerchören wurde „Kriegers Abschied“ (Mädchen, wenn ich von dir gehe), nach einer serbischen Dichtung, mit Vorliebe gesungen und gehört. „Wilhelm weiß seinen Melodien die Süßigkeit und Popularität der alten Troubadours zu verleihen,“ bemerkte mir einst der obenerwähnte Jul. Kremling. Der alte Crefelder Kaufmann Scheibler, ein eifriger Kunstfreund – wenn ich nicht irre, hat er sogar ein Werkchen musikalisch-akustischen Inhalts

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 580. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_580.jpg&oldid=- (Version vom 1.10.2017)