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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

No. 44.   1868.
Die Gartenlaube.

Illustrirtes Familienblatt. – Herausgeber Ernst Keil.


Wöchentlich bis 2 Bogen.    Vierteljährlich 15 Ngr. – In Heften à 5 Ngr.




An alle Lehrer und Erzieher.

Unter denjenigen Unterrichtsgegenständen, welche mit der fortschreitenden allgemeinen Bildung eine fort und fort wachsende Bedeutung erlangt haben, darum aber auch einer immer weiteren Verbreitung und sorglicheren Pflege bedürfen, steht die „Lehre vom Menschen (Anthropologie)“ in erster Reihe. Ueber die Wichtigkeit dieses Lehrgegenstandes noch Worte zu machen, hieße Wasser in’s Meer tragen, da es gegenwärtig sicher keinen auf Bildung Anspruch Erhebenden giebt, der nicht das „Lerne Dich selbst kennen“ auch in Bezug auf sein leibliches Selbst als obersten Grundsatz der Lebensweisheit anerkennte. Wohl glauben wir aber allen Eltern und Lehrern einen Dienst zu erweisen, wenn wir sie auf das so eben erschienene Buch

Bau, Leben und Pflege des menschlichen Körpers
in Wort und Bild.
Unter Mitwirkung von Schulmännern für Schüler dargestellt von Prof. Dr. Bock.
Preis 5 Sgr.

aufmerksam machen, das ihnen die Unterweisung in jenem für das Wohl ihrer Kinder und Zöglinge so unentbehrlichen Zweige des Wissens nicht allein leicht, sondern selbst angenehm und anregend zu machen versteht. Für die praktische Brauchbarkeit dieses Werkchens erlauben wir uns das Urtheil des Leipziger Lehrervereins darüber mitzutheilen, welcher in der Sitzung, in welcher ihm Bericht über das Werkchen gegeben wurde, nach einer eingehenden Debatte seine Ansicht dahin aussprach: daß das vorliegende Schulbuch die bisher über diesen Gegenstand erschienenen und den Anwesenden bekannten Leitfäden ebensowohl durch Reichthum und dabei doch maßvolle Auswahl des Stoffes, als in Bezug auf durchsichtige Anordnung, einfache, leichtverständliche und tactvolle Darstellung übertreffe, daß es, als treffliche Vorschule für des Verfassers ausführlichere Werke über den gleichen Gegenstand, im hohen Grade geeignet sei, das Interesse am Gegenstande aus der Schule in das häusliche und Berufsleben überzuführen, und daß daher die Anwesenden sich verpflichtet achteten nach Kräften für Verbreitung und Benutzung dieses Buches zu wirken.

Dr. E. Bornemann, z. Z. Vorsitzender des Leipziger Lehrervereins.

Das oben empfohlene Schulbuch ist nichts weniger, als ein Erzeugniß pecuniären Interesses, wie Jeder sofort aus dem Preise (von 5 Sgr.) und der Ausstattung (11 Bogen Text und 46 Illustrationen) ersehen wird. Es ging nur aus dem Streben der Unterzeichneten hervor, der Menschheit durch dieses Werkchen insofern zu dienen, als dieses schon im Kinde den Grund zur Kenntniß von dem, was dem menschlichen Körper nützt und schadet, legen soll.

Bock, Verfasser   Ernst Keil, Verleger.



Süden und Norden.
Eine baierische Dorfgeschichte von 1866.
Von Herman Schmid.
(Schluß.)


Die Bäuerin war beklommen. Sonst so gewandt und rasch entschlossen in allen Verhältnissen, befand sie sich der Fremden und ihren Worten gegenüber in so eigenthümlicher Lage, daß sie die Augen niederschlagen und erst mit sich selbst zu Rathe gehen mußte, ehe sie etwas zu erwidern vermochte.

„Wo ist Eure Tochter, wo ist Toni?“ fragte Frau Schulze, um das verlegene Schweigen zu unterbrechen.

„Sie hat sich entfernt,“ erwiderte Alwine, vom Rande des Gebüsches zurückkommend. „Sie kniet dort oben an der Wegcapelle; sie will der Begrüßung mit uns ausweichen, wie es scheint, und wenn ich das auch begreiflich finde, weil sie wohl den schwersten Grund hat zu grollen, so ist es doch für mich nicht minder schmerzlich.“

„Sie ist noch jung,“ sagte Frau Schulze. „In dem Alter sind Empfindungen und Leidenschaften noch heftig! Wenn die

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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 689. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_689.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)