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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

ihn um sein Lebensglück und sein ewiges Seelenheil bringen werde, daß die Geliebte bei jedem Besuche, den er ihr gemacht, schöner erblüht, heiterer und des Glückes sicherer sei, daß ihre Liebkosungen ihn entzückten und daß er lieber sterben als sie entbehren wolle. Aber er werde nicht sterben, denn es gelte nur noch eine kurze Zeit auszudauern, dann sei die Erlösung vollbracht und damit sein und der Jungfrau Glück festbegründet.

In der ganzen Gegend umher schien eine Veränderung vorzugehen. Noch nie war der Schnee auf den Bergen so schnell und so reichlich geschmolzen. Er schwand sogar an Stellen, welche selbst die ältesten Leute nie schneelos gesehen hatten. Von den Gletschern rann das Wasser, wie von beschneiten Dächern im warmen Sonnenschein. Die Wasserfalle waren so zahlreich und so voll wie nie. An Tausenden von Punkten perlten und sprudelten neue Quellen und Quellchen hervor, die ihr Gewässer in kleine Bäche sammelten, welche sodann in munterm Tanz und unter lustigem Geplätscher hinunter in das Thal hüpften. Auf den Matten wuchs das Gras in nie gesehener Ueppigkeit die Kräuter und Blumen dufteten stärker als je, und selbst an Stellen, die sonst nur Eis bedeckt hatte, keimten und sproßten junge Gräser hervor. Die Geisbuben und die Wildheuer jubelten, denn während die Erstern ihre kletterlustigen Thiere zu lockendem Grün auf Höhen führen konnten, die sonst, von Eis verhüllt, kaum eine Gemse zu betreten wagte, fanden die Letzteren das duftigste Gras in Fülle auf zahlreichen kleinen neuentstandenen Matten, die kein Grundbesitzer sich noch angeeignet hatte.

Bäteli allein achtete nicht auf die ungewöhnliche Fruchtbarkeit der Matten, nicht auf das Gedeihen ihrer Kühe und nicht auf den reichlichen Milchertrag, den sie gaben. Still und schweigsam verrichtete sie ihre Arbeiten, während sie sonst sorglos und heiter in den Himmel hinein gejodelt und mit der Lerche um die Wette gesungen hatte. Sie betete täglich mehrmals für den Adler-Fritz, wie sie ihm versprochen hatte, noch häufiger, ja den ganzen Tag hindurch, dachte sie an ihn und jeden Tag schaute sie sehnsuchtsvoller nach ihm aus, denn Wochen, Monate sogar waren vergangen, ohne daß ihre Augen ihn erblickten. Hatte sie sich getäuscht, als sie sich eingeredet, er habe sie gern und werde sie lieben, wie sie – kaum wagte sie es sich selbst zu gestehen – ihn schon liebte? Warum kam er nicht wenigstens einmal in ihre Nähe, wie sonst so oft? Sie wäre ja zufrieden gewesen, sie würde sich sogar glücklich gepriesen haben, wenn sie ihn nur einmal gesehen. Sollte er sein Herz einer Andern zugewendet haben, oder ... ?

Sie konnte diesen Gedanken nicht ausdeuten. Warum hatte er sie ersucht zu beten, daß Gott ihm gnädig sein möge? Warum nicht, daß er ihn behüten und bewahren wolle auf seinen gefährlichen Wanderungen? Sollte er etwas begangen haben oder begehen wollen, das ihm Gottes Gnade und Barmherzigkeit nöthig machte?“

(Schluß folgt.)


Freies deutsches Hochstift für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung zu Frankfurt a. M.

Zeugniß und Empfehlung zur Unterstützung der deutschen Erfindung der Schiffshebung und Taucherschifffahrt.

Nachdem Herr Wilhelm Bauer von München, zufolge einer in der „Gartenlaube“ gegebenen Anregung, vom „Freien deutschen Hochstifte“ zur Vorlage seiner Erfindungen hierher berufen, zunächst am 3. d. M. vor dem Verwaltungsrathe und einem engeren Kreise aller hiesigen Sachverständigen der bezüglichen Wissenschaften und Künste, sodann, aus Grund der ihm einstimmig von den ausgezeichnetsten Fachmännern zu Theil gewordenen Anerkennung, auch in unserer ordentlichen öffentlichen Sitzung am 6. d. M. und demnächst am 8. und 13. d. M. im hiesigen volkswirthschaftlichen und im Arbeiterbildungs-Vereine die gesammte Grundlage und den wirklichen Beweis der Ausführbarkeit seiner nun schon seit mehr als zehn Jahren vergeblich ihrer Verwerthung zur Ehre des Erfinders und des deutschen Namens entgegenharrenden Erfindungen vorgelegt hat, erklären wir diese seine Erfindungen, vermittelst deren es ohne Zweifel möglich sein wird, versunkene Schiffe unzerstört, mit allem Gute, aus Tiefen bis zu mehreren hundert Ellen zu heben und zu bergen, ferner unter dem Wasser, mit willkürlichem Wechsel der Tiefen, frei nach allen Richtungen zu fahren, zu sinken und zu steigen, Arbeiten der verschiedensten Art zu verrichten, wissenschaftliche und andere zweckdienliche Beobachtungen zu machen, im Falle eines Krieges aber die Küsten des Vaterlandes gegen Kriegsfahrzeuge jeglicher Art in nachdrücklichster Weise zu vertheidigen, für durchaus begründet und ausführbar, in volkswirthschaftlicher, wissenschaftlicher und kriegerischer Beziehung für höchst wichtig und der Unterstützung des ganzen deutschen Volkes würdig!

Wir schließen uns daher der Bitte des zu Leipzig für diesen Zweck zusammengetretenen Hauptausschusses an, zu Stadt und Land zum Behufe der Ausführung zunächst der die Schiffshebung betreffenden Erfindung Wilhelm Bauer’s Beisteuern zu sammeln, deren Beförderung an den Leipziger Hauptausschuß (Herrn E. Keil) jede deutsche Buchhandlung gern übernehmen wird.

     Frankfurt a. M., den 19. April 1862.

Namens des Verwaltungsrathes des „Freien deutschen Hochstifts“
G. H. Otto Volger, Dr., d. Z. Obmann.               

Briefkasten.

Für Wilhelm Bauers „deutsches Taucherwerk“ sind ferner (bis zum 28. April) eingegangen : 50 fl. 50 Kr. östr. W. und 3 Thlr. pr. E. durch A. Kamm in Prag, und zwar 15 fl. 40 Kr. von Mitgliedern des deutschen Turnvereins das., 35 fl. 10 Kr. u. 3 Thlr. von Lesern d. Gartl. (eine zweite Liste für denselben Zweck macht noch die Runde); 3 Thlr. durch A. Fischer von Lesern d. G. in Soldau (Ostpreußen); 1 Thlr. von Frl. Rose in Züllichau; durch E. Rehfeld in Posen 2 Thlr. von R. Garfey, 1 Thlr. von F. Stephan, 1 Thlr. von E. R.; – durch Wendlin Gyse in Hanau 15 fl. rh. von der Hanauer Turngemeinde, als erster Beitrag; von einem Leser d. G. in Aarau 1 dorthin verirrter Anhalt-Bernburgischer Segenthaler; durch H. Schmidt in Friedland (bei Waldenburg in pr. Schlesien) 20 Sgr. von Gr. Walzel in Weckelsdorf bei Braunau in Böhmen und 10 Sgr. von ihm; 1 Thlr. aus Ichtershausen; 1 fl. rh. von H. u. K. in Mainz; durch C. Zülch in Carlshafen 2 Thlr., gesammelt bei einer vertr. Maibowle auf der Juliushöhe; 10 Thlr., gesammelt durch Klette in Langenbielau (Schlesien), erste Sendung; 3 Thlr. P. u. M. K. Berlin und Stettin; durch Pf. Junkelmann in Rastenberg (Weimar) 2 Thlr., ges. auf dem Rathskeller und im Verein das.; durch Lehrer L–sch in Zaasch bei Delitzsch 2 Thlr. von Les. d. Gartenl.; 25 Thlr. von R. Schärff in Brieg „als ein für vier Jahre zinsloses Darlehn“; 4 Thlr. von A. Vogel in Altona – „Augenzeuge jenes Kieler Unglücksversuches, von dem ich schon damals die Ueberzeugung mit mir nach Hause nahm, daß dem Manne, trotz Spötter und Lacher, dennoch die Zukunft gehöre. Ich habe mich nicht geirrt und freue mich dessen!“ – 1 Thlr. 15 Sgr. von Mitgliedern des Humboldt-Vereins zu Talge bei Osnabrück; 4 Thlr. 20 Sgr. von einer deutschen Familie in Moskau; 1 Thlr. von L. ans Hannover; 1 Thlr. von S. aus Leipzig; 10 Thlr. vom Leipziger Künstler-Verein; durch Herm. Eckner in Königsbrück 1 Thlr. 14 Gr. 4 Pf. gesammelt; 1 Thlr. von C. M. K. in Dresden; von zwei deutschen Jünglingen aus Brdbg. 12 Sgr. in Briefmarken: „Das Eine muß wohl in das Andre greifen, damit das Ganze kann gedeihen und reifen!“ – 4 Thlr. Ertrag einer Sammlung in der Gesellschaft „Erholung“ zu Sebnitz; 10 Ngr. von fünf Mitlesern der Gartenl. in Pausa; durch Auditor Jul. Keßler in Dermbach 3 Thlr. gesammelt; 1 Thlr. 6 Ngr, von mehreren Lesern der Gartenl. in Oberrößlau bei Wunsiedel; 15 Ngr. von A. Steiner in Breslau; durch T. Löffler in Mannheim 1 fl. 36 Kr. rhn von einer Frühschoppengesellschaft, 1 fl. von L.; durch Wollnzihn, Strömer und Blenning 21 Thlr., Ertrag einer Zehngroschen-Sammlung und einiger anderer Beitrage, wie von der Packhofsfeuerwehr 1 Thlr., A. 5 Sgr., K. 1 Thlr., A. K. 15 Ngr,; 2 Thlr. von dem „kleinen Comptoir“ in Magdeburg; 5 Thlr. von einem Augenzeugen, am 23. Juni 1861, bei der Hebung des versunkenen Dampfschiffs „Ludwig“ auf dem Bodensee; 5 Thlr. von H. K – n in Leipzig; 2 Thlr. von Franz Schubert aus Leisnig (Sachsen), wohnhaft in Holte bei Osnabrück; 2 Thlr. von M, M. in Algier; durch Dr. Georgi 3 Thlr. vom naturwissenschaftlichen Verein zu Reichenbach i. B.; durch I. Gabriel Seeberger im Mkt. Redwitz in Baiern 14 fl. rhn, von mehreren Mitgliedern der dortigen Bürgergesellschaft, und 2 fl. 30 Kr. von einer kleinen Gesellschaft bei Posthalter Popp in Schindellohe in Baiern. – Mehrere buchhändl. Sendungen, die noch nicht erhoben sind, quittiren wir in der nächsten Nummer der Gartenlaube. – Die „2 Thlr. aus Dresden“ (in Nr. 13) waren von „zwei Leserinnen der Gartenlaube“.

Brieflich angekündigt sind 100 fl. vom Turnverein in Offenbach und gegen 1400 fl. rhn. gesammelt in den Kreisen der Arbeiter und Handwerker in Nürnberg.

Das Frankfurter Journal brachte die Nachricht, daß der Antrag an den Nationalverein gestellt sei, Bauer’s Erfindungen mit 50,000 Thaler zu unterstützen. Diese Notiz ging in viele Zeitungen über, und ward schlieslich bis zu der Behauptung verdreht, daß der Nationalverein Bauer’s Erfindung ganz in die Hand genommen habe. Das ist durchaus unwahr. Bauer’s Unternehmen ist ein ganz allgemeines; der Nationalverein hat bis heute sich sogar noch nicht einmal zu einer Beisteuer dazu bereit erklärt.

Der Fortgang unserer Sammlung ist ein erfreulicher. Wir hoffen, wenn uns das deutsche Volk wie bisher unterstützt, noch vor dem Schluß dieses Jahres die Summe von 12,000 Thalern erreicht zu haben. Dennoch würde die Erfindung um ein Jahr ihrer Thätigkeit verkürzt, sollte Herr W. Bauer während dieser Sammelzeit brach liegen. Bei der Sicherheit, welche sowohl die Sammlungen, als die Ausbeute der Erfindung gewähren, liegt die Frage nahe, ob nicht (etwa 16 bis 20) bemittelte Gönner der Sache, wie bereits von zwei Seiten geschehen, eine Summe von 8000 Thaler vorschießen wollen, um das deutsche Taucherwerk sofort beginnen zu können.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_304.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)