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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

sein muß, wie man das oft an ausgezeichneten Geistern in den Wissenschaften und Künsten gewahrt.

Richard Wagner.

Wagner kam als Kapellmeister an das Theater zu Magdeburg, später nach Riga. In letzterer Stadt begann er seinen Rienzi. Von Riga reiste er zu Schiffe über London nach Paris. Auf dieser Fahrt erlebte er einen Seesturm, der ihm die Idee zu seinem fliegenden Holländer eingab. Beide Opern vollendete er bis Ende des Jahren 1841 unter mancherlei Sorgen und Entbehrungen in Paris. 1843 führte er seinen Rienzi in Dresden auf, und wurde in Folge davon Kapellmeister daselbst. 1845 erschien auf der dortigen Bühne zum ersten Male der Tannhäuser. Seine neueste Oper ist Lohengrin, die 1850 in Weimar durch Liszt zur Aufführung kam. Dieses Werk hat Wagner selbst bis heute noch nicht gehört. Denn in Folge des Dresdner Aufstandes 1848, an dem er sich betheiligte, verlor er seine Stelle, mußte flüchten, und lebt seit der Zeit in Zürich, wo er den Text zu einer neuen Oper „die Niebelungen“ vollendet hat, mit dessen Composition er gegenwärtig beschäftigt ist.

Wagner hat sich in drei geistigen Thätigkeiten zugleich ausgezeichnet: als Schriftsteller, Operndichter und Operncomponist. Bedenkt man, wie Viele den Fleiß eines ganzen Lebens auf eine dieser Branchen richten, ohne etwas Bedeutendes darin leisten zu können, so muß man die Vielseitigkeit seines Talentes aufrichtig bewundern.

Wagner als Schriftsteller.

In seinen Hauptwerke: „Oper und Drama,“ behauptet Wagner, daß die Oper von Haus aus und bis zu ihm, ein totaler Irrthum gewesen. Der Dichter konnte und durfte keinen Text machen, der eine interessante und vernünftige Handlung hatte, sondern blos ein Ding mit Arien, Duetten, Chören, Finales. Der Komponist konnte und durfte die darin gezeichneten Gefühle und Leidenschaften nicht musikalisch ausdrücken, sondern er mußte sie nur in Noten setzen, um des eitlen Sängers Stimme glänzen zu lassen. Das heißt das Kind mit dem Bade ausschütten.

Freilich giebt es läppische Operntexte, cosi fan tutte, Zauberflöte.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_241.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)