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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

bei ihrem Aufenthalt in der Residenz mit ihr zusammengetroffen war. Sie wußte nichts Gutes, aber auch nichts Böses von ihr zu erzählen, außer daß man ihrer Vergangenheit Schlimmes vorwerfe und ihr Niemand vertraue. Vielleicht, dachte der Pfarrer, ist sie in sich gegangen und büßt schon durch das Mißtrauen der Menschen. Da er seiner Tochter Alles sagte, rieth ihm diese, zuerst selbst zu dem Fräulein zu reisen, ihr ins Gewissen zu sprechen und wenn sie bereue und sich gebessert, ihr die Gelegenheit zu guten Thaten nicht durch ein ewiges Gefängniß zu verschließen. Aber jetzt zeigte ihre neue Schandthat, daß sie ein schädliches Mitglied der Gesellschaft sei, vor dem dieselbe geschützt werden müsse. Jetzt ging der Pfarrer nicht zu ihr, sondern an die Gerichtsstelle.

Wenige Stunden darauf ward Fräulein von Zahring verhaftet, und jetzt scheute sich Niemand mehr, sie öffentlich Giftmischerin zu nennen.

Wie es immer geht, wenn einmal ein Verbrechen nicht mehr zweifelhaft ist, so finden sich nun überall Ankläger und Zeugen dafür, die vorher geschwiegen hätten, nicht weil sie zweifelten, nicht weil sie Gott das Richteramt überlassen wollten, sondern weil sie fürchteten, ihre Anklage eines Mitgliedes der höhern Gesellschaft möge nicht viel fruchten und sie selbst am Ende nur falschen Zeugnisses verdächtig machen.

Als Meta von Zahring sah, daß ihr Läugnen Nichts half, weil sich zu viel Beweise fanden, gestand sie Alles. Sie hatte die beiden Cousinen vergiftet. In der zuerstverstorbenen hatte sie die glückliche Nebenbuhlerin gehaßt und sie darum kurz vor der Hochzeit durch ein langsam wirkendes Gift getödtet. Ein Jahr nachher sei die andere Schwester an einem Fieber erkrankt und Meta hatte gehofft, sie würde eines natürlichen Todes sterben und sich im Geiste schon als einzige Erbin gesehen – da habe es sich mit ihr gebessert und im Zorn darüber, nun ihre Träume unverwirklicht zu sehen, habe sie ihr Gift beigebracht. Neid, Mißgunst, Haß, Eifersucht und Habsucht hatten sie zu diesen Thaten gebracht.

Ueber Ludolf von Buchau sagte sie jetzt auch die Wahrheit aus. Sie hatte jene anonymen Briefe an ihn selbst geschrieben und gehofft, ihn durch diese indirekten Drohungen doch noch zu vermögen, um ihre Hand zu werben. Als sie sah, daß dies vergeblich war, sagte sie aus, daß sie mit Ludolf von Buchau bereits verlobt gewesen, als dessen Vater sie um zehntausend Thaler gebeten, da sein Sohn die Kasse angegriffen - daß noch im Dunkeln der Sohn bei ihr gewesen sei und selbst sein Verbrechen gestanden, weil sie den Antrag des Vaters zurückgewiesen. Nachdem sie in Ludolf einen Betrüger erkannt, habe sie das Verhältniß gelöst.

Daß der Vater bei ihr gewesen, war bald constatirt; es fand sich kein Grund, an ihren andern Aussagen zu zweifeln und so ward Ludolf verhaftet. Noch schwebte die weitere Untersuchung, als durch die Enthüllungen des Pfarrers diese neue Wendung in die Sache kam und nun auch Meta ihre frühere Aussage über Ludolf widerrief und die Wahrheit an den Tag kam.

Ludolf ward entlassen. Da nun seine Aussagen mit denen Meta’s übereinstimmten, brauchte er nur zu bekennen, daß sein Vater ihm allerdings jene Zumuthung gemacht, um Fräulein Meta zu werben und dadurch ihn zu retten, daß er aber erst spät die Kunde von dem Kassendefect erhalten und bereit gewesen sei, für den Vater sich selbst anzuzeigen. Daß er den eignen Vater nicht denunzirt, wo gleich darauf der Stand der Sache dem Gericht ohnehin bekannt werden mußte, konnte ihm Niemand als Vergehen anrechnen.

Man fand aber für gut, ihn in eine andere Stadt zu versetzen.

Dies kam ihm und den Seinen, die ihn begleiteten, nur erwünscht.

Meta ward zum Tode verurtheilt, aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt.

Nach einem Jahre erhielt Ludolf eine einträglichere Stellung und Pfarrer Meinau traute in ihm und seiner Agnes das glücklichste Paar.




Aus der Gewerbswelt.

Mitgetheilt von Friedrich Georg Wieck.
Die Mähmaschine.

Fast mehr noch als in den gewerblichen Künsten sind im landwirthschaftlichen Betriebe in neuerer Zeit vervollkommnete Werkzeuge, welche man Maschinen nennt, zum Theil vorgeschlagen, zum Theil auch wirklich ausgeführt und hier und da in die praktische Landwirthschaft eingeführt worden. Dies erklärt sich theilweise daraus, daß die Gewerbskunst sich schon seit längerer Zeit mit den Maschinen befreundet hat, während die Landwirthschaft länger ihr Fach handwerksmäßig betrieb und jetzt erst anfängt, dasselbe zu der Kunst zu erheben: dem Acker den höchstmöglichsten Ertrag mit den möglich geringsten Kosten abzugewinnen. Sie wird andererseits in manchen Gegenden, wo Handel und Gewerbe in Blüthe stehen, genöthigt, sich nach verstärkten Arbeitskräften umzusehen. Denn einmal verlangt eine zahlreich gewerbliche Bevölkerung recht viel landwirthschaftliche Produkte, dann aber auch nimmt sie stets neue Arbeiter in sich auf, die dem Ackerbau entzogen werden und in sehr seltenen Fällen wieder zu ihm zurückkehren.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_358.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)