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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Granitbergen, zu denen z. B. die Berge des thüringer Waldes gehören. Unsere höchsten Gebirgszüge, die Alpen, die Anden, das Himalaja-Gebirge, sind nicht nur in ihrer Gesteinsmasse ebenfalls dieses Ursprungs, sondern sie sind, nachdem sie Millionen von Jahren als niedrigere Gebirge bestanden hatten, später durch neue Kampfbewegungen des Erdinnern zu ihrer gegenwärtigen Höhe emporgehoben worden. Daß man Ereignisse, die vor so unendlich langer Zeit stattgefunden haben, heute noch nachweisen kann, das ist eben das Verdienst und der Triumph der Geologie.

Eine wichtige Erscheinung in der Vertheilung der Vulkane auf der Erdoberfläche ist die, daß in mehreren Erdtheilen dieselben reihenweise geordnet sind. Man nennt dies Vulkan-Reihen. Zwischen Yanteles und dem Aconcagua[WS 1] in Chile sind 24 Vulkane in einer fast ganz geraden 165 Meilen langen Reihe geordnet, so daß eins in’s andere gerechnet zwischen je 2 Vulkanen ein Zwischenraum von 7 Meilen liegt. Diese Reihe folgt genau dem Zuge der Anden. Längs der Westküste von Nordamerika, von den Costarica-Staaten beginnend bis an das nordöstliche Ende von Guatemala, folgt den Biegungen der Küste in dem Zuge der Cordilleras eine Reihe von 40 noch thätigen Vulkanen, auf welcher die einzelnen Vulkane allerdings in sehr ungleichen Abständen liegen und an einigen Stellen gruppenweise gehäuft sind. Solche Vulkangruppen kommen anderwärts auch für sich vor, und zwar meist aus haufenförmigen Inselgruppen. Dahin gehören unter anderm die Galapagos-, die Sandwich- und die Societäts-Inseln.

Wenn nun diesen Thatsachen gegenüber anderwärts auf großer Ausdehnung gar keine thätigen Vulkane zu finden sind, wie z. B. in dem Centrum von Europa, so liegt die Vermuthung wohl nahe genug, daß jene Vulkanreihen und Vulkangruppen unter sich in Verbindung stehen; und es gewinnt die Erklärungsweise sehr viele Wahrscheinlichkeit, daß die zu einer Reihe gehörenden Vulkane alle zusammen mit einem Spalte in Verbindung stehen, welcher unter ihnen die feste Erdrinde auf ihrer innern Seite hat. Durch diesen Spalt mag die Verbindung des Centralfeuers mit der Oberfläche der Erde erleichtert sein und ihr überhaupt dadurch näher als anderwärts liegen. Einstmals mochten die Spalten mehr oder weniger durchgehends bis herauf gehen, wodurch eben z. B. jene genannten Bergketten emporgethürmt wurden. Mehrere zwischen den noch thätigen Vulkanen liegende erloschene beweisen, daß die Verbindung zwischen dem Erdinneren und der Oberfläche früher beträchtlich war. Heute ist nur die genannte Zahl übrig geblieben. Für diese Erklärungsweise der Vulkanthätigkeit und der reihenweisen Anordnung derselben spricht auch noch der Umstand, daß sich auf dem Punkte, wo sich zwei Vulkanreihen durchkreuzen, gewöhnlich eine Vulkangruppe befindet. Denn es ist leicht zu begreifen, daß auf dem Durchkreuzungspunkte zweier Spalten in der Erstarrungsrinde die vulkanische Thätigkeit sich am erfolgreichsten entfalten konnte.

Nun bitte ich Dich, mein kleines Bildchen zur Hand zu nehmen. Ich brauche wohl kaum vorauszuschicken, daß das Dargestellte keines Menschen Auge gesehen hat, noch jemals sehen wird. Es ist eben eine Veranschaulichung des in Uebereinstimmung mit den Naturgesetzen und andern ähnlichen Erscheinungen übereinstimmend Gedachten. Eine solche Darstellung nennt man deshalb ein Schema. Das vorliegende stellt Dir den senkrechten Durchschnitt eines Stückes der Erstarrungsrinde unserer Erde dar, von der Oberfläche derselben, a, bis an ihre innere Grenze, b, über dem Heerde des Centralfeuers e, e, e. Die Entfernung von a bis b beträgt also 50 Meilen, die angenommene Dicke der Erstarrungsrinde. Was über der Linie a, a, liegt ist also ein Stück Erdoberfläche. Auf demselben siehst Du rechts das Meer, dicht daneben einen Vulkan, von dem sich in einer etwas gekrümmten Linie nach links eine Bergkette, d, d, d, hinzieht. Auf dieser zeichnen sich noch 3 andere Vulkane aus. Mein in Gedanken gemachter senkrechter Durchschnitt geht von der Spitze des ersten Vulkans durch dessen Eruptionskanal abwärts; dieser wird unten immer weiter und mündet unten in einen weiten Spalt c, der einen innern Seite der Erstarrungsrinde aus. Darunter liegt nun der furchtbare Heerd des Centralfeuers, e, e, e, der in der Wirklichkeit freilich nicht so schwarz aussehen wird, wie auf meinem Schema. Du wirst Dich nach meiner Zeichnung leicht hinein finden, wenn ich nur hinzufüge, daß wie oben die Bergkette sich unten in derselben Richtung, wie es die Punktlinie c, c, andeutet, der Spalt fortsetzt, dessen Querschnitt wir bei c sehen. Von dem 2. 3. und 4. Vulkane ausgehende senkrechten Punktlinien, die auf die Punktlinie c, c, fallen, zeigen Dir den Zusammenhang dieser Vulkane mit demselben Spalte der Erdrinde, mit dem wir bei c den ersten Vulkan zusammenhängen sehen.

Wo der Eruptionskanal des ersten Vulkans die verschiedenen Schichten der Erdrinde durchbrochen hat, zeigen sie sich geklüftet und gehoben, und namentlich die oberen weithin von Spalten durchzogen. Diese Spalten sind ohne Zweifel die Fortpflanzungsorgane, durch welche sich heftige Ausbrüche von Vulkanen zuweilen auf weiten Umkreis erdbebenartig ausbreiten.

Doch von diesen, wie von einigen näheren Beziehungen der Vulkane ein andermal.




Etwas zum Nachdenken

von
einem Menschenfreund.
I. Sendung.

Das soll die Gartenlaube den lieben Lesern jede Woche bringen. Etwas zum Nachdenken über das Menschen-Gemüth, über das Innere des Menschen, über seinen Charakter; vor Allem über die Fehler und Schwächen, die wir in uns tragen und von denen wir oft gar nichts wissen. – Der größte Betrüger und Heuchler betrügt uns nicht so sehr, als wir täglich uns selbst betrügen und uns selbst verheucheln. – Erkenne

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Aconcagna
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)